Unsicher und unzufrieden: So blickt Konstanz auf die Wahl

Wie geht es den Konstanzer:innen mit den Ergebnissen der Bundestagswahl? Wir haben nachgefragt. Die Reaktionen sind von Sorgen und politischen Spannungen geprägt. Was trotzdem Hoffnung macht und welche Themen den Bürger:innen im Wahlkampf gefehlt haben.

Nach der Bundestagswahl haben wir in der Altstadt mit verschiedenen Menschen über die Ergebnisse gesprochen. Die grün geprägte Stadt reagierte gemischt auf die Wahlergebnisse: angespannt, zufrieden, unsicher und teils sogar gereizt oder aggressiv. Viele der Menschen, die wir angesprochen haben, wollten gar nicht antworten oder anonym bleiben. Die Antworten, die wir dennoch erhielten, haben wir hier für euch zusammengetragen.

Angst vor dem Erstarken der AfD

Ein zentrales Thema war die Sorge über den Erfolg der AfD. Viele fürchten, dass die in Teilen gesichert rechtsextreme Partei weiter an Einfluss gewinnt. „Ich mache mir Sorgen, dass die AfD so viel gewonnen hat“, sagt Jennifer Ribler. Die junge Mutter war außerdem enttäuscht darüber, dass die Themen Familie, Frauen und Bildung so wenig Platz im Wahlkampf gefunden haben. Sie steht mit dieser Einschätzung nicht allein. Elke Rennebach erklärt, dass es sie traurig mache, wie viele Stimmen die AfD bekommen haben. Gleichzeitig freut sie sich darüber, dass die Partei in der Stadt Konstanz nur 10,7 Prozent der Stimmen bekommen hat. 

Bakary Ceesay macht deutlich: Das Erstarken der AfD habe für ihn als Person mit Migrationsgeschichte konkrete negative Konsequenzen. Das mache ihn nervös. Für ihn haben im Wahlkampf die eigentlich wichtigen Themen komplett gefehlt, wie beispielsweise der Anstieg der Lebenshaltungskosten oder die soziale Ungleichheit. Stattdessen habe er mit ansehen müssen, wie Politiker:innen Migration als größtes Problem darstellen. 

Ein Wähler aus Norddeutschland, der nicht namentlich genannt werden wollte, kritisiert die Kommunikation der Parteien miteinander:

„Der Umgang hinterlässt einen schlechten Eindruck. Es wird viel gestritten, aber Kompromisse fehlen.“

Diese Worte spiegeln die verbreitete Besorgnis über die politische Spaltung und den Mangel an konstruktivem Dialog wider. 

Die Rolle der CDU und der Grünen

Auch die CDU stand im Fokus der Gespräche. Einige zeigen sich erleichtert über ihr Abschneiden:

„Ich bin froh, dass die CDU stärkste Kraft geworden ist“, sagt ein Wähler, der anonym bleiben will.

Ein anderes Paar betont, dass die Koalitionsfrage entscheidend sei: „Wir haben mit diesem Ergebnis gerechnet, aber die Zukunft hängt von den Bündnissen ab.“ Auch sie wollten weder gefilmt oder genannt werden.

Die Grünen erhielten in Konstanz gemischte Reaktionen. Viele begrüßten ihre starke Präsenz: „Ich bin froh, dass Konstanz so grün gewählt hat, das beruhigt mich“, sagt Elke Rennebach. Doch es gab auch Kritik. Einige vermissten klare Positionen zu Themen wie Rentenpolitik und sozialer Sicherheit.

Enttäuschung und Unsicherheit

In den wenigen Stunden unserer Gespräche begegneten wir Nichtwähler:innen, extremen Positionen und der klassischen „Mitte“. Was sie alle eint? Die Unsicherheit über die Zukunft. Klar ist: Die politische Auseinandersetzung findet nicht nur in den Parlamenten statt, sondern auch auf den Straßen und in den Köpfen der Menschen. Umso wichtiger ist es, den Bezug zu lokalen Themen und den Lebensrealitäten der Bürger:innen nicht zu verlieren.