- Die Bundestagswahl 2025 findet erstmals im Februar statt, was den Parteien weniger Zeit für den Wahlkampf lässt.
- Durch die Wahlrechtsreform wird der Bundestag auf maximal 630 Sitze verkleinert, indem Überhangs- und Ausgleichsmandate abgeschafft werden.
- Die Grundmandatsklausel bleibt für 2025 bestehen, sodass kleinere Parteien über drei Direktmandate ins Parlament kommen können.
- Wähler:innen sollten beachten, dass nicht alle Wahlkreisgewinner:innen automatisch einziehen – die Zweitstimme ist entscheidend.
- Taktisches Wählen ist komplexer geworden, da die Sitzvergabe stärker von den Mehrheitsverhältnissen auf Bundesebene abhängt.
Nach der letzten Wahl 2021 vergrößerte sich der Bundestag von ursprünglich geplanten 630 Sitzen auf 733. Das bedeutete höhere Kosten und längere Abstimmungsphasen. Um effizienter zu werden, soll der Bundestag mithilfe der Wahlrechtsreform wieder verkleinert werden, auf höchstens 630. Durch diese werden insbesondere Überhangs- und Ausgleichsmandate gestrichen.
Beim Wählen kannst du zwei Kreuze setzen. Das der Erststimme vergibt man an eine:n Direktkandidat:in aus dem eigenen Wahlkreis. Bis vor der Wahlrechtsreform bekamen die Gewinner:innen aus einem Wahlkreis automatisch einen Sitz im Bundestag. Gewonnen hat man, wenn man die meisten Erststimmen in seinem Wahlkreis bekommen hat. 2021 war das in Konstanz Andreas Jung von der CDU mit 31,4 Prozent der Stimmen.
Insgesamt gibt es im Bund 299 Wahlkreise, in denen etwa 250.000 Personen leben. Bisher zogen alle Gewinner:innen der Wahlkreise direkt in den Bundestag. Da das aber oft mehr Personen waren, als der jeweiligen Partei Plätze zugestanden wären, musste der Bundestag erweitert werden. Diese Sitze nennt man Überhangsmandate. Nun entsteht aber eine neue Zusammensetzung, die nicht mehr unbedingt den Verhältnissen der Wahl entsprechen.
Die Mehrheitsverhältnisse werden nämlich mit der Zweitstimme gewählt. Daher muss die Anzahl der Sitze wiederum erhöht werden, damit diese wieder stimmen. Diese Sitze nennt man Ausgleichsmandate, da sie die zusätzlichen Sitze für die Wahlkreiskandidierenden ausgleichen sollen. So erweiterte sich der Bundestag immer mehr.
Um diese Vergrößerung zu verhindern, wurden Überhangs- und Ausgleichsmandat abgeschafft. Das heißt Gewinner:innnen aus den Wahlkreisen ziehen nur in den Bundestag ein, wenn ihre Sitzanzahl durch die Zweitstimme gedeckt ist.
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I Foto: Deutscher Bundestag
Ein weiterer Grund für die Vergrößerung ist die Grundmandatsklausel. In den Bundestag einziehen, kann eine Partei nur, wenn sie die 5-Prozent-Hürde schaffen, also mindestens 5 Prozent aller Zweitstimmen erhalten. Schafft es allerdings eine Partei in mindestens drei Wahlbezirken mit den Erststimmen zu gewinnen, stehen ihr im Bundestag die Anzahl an Sitzen zu, die sie durch die Zweitstimme erhalten hätten.
Auch wenn sie weniger als 5 Prozent aller Zweitstimmen bekommen haben. So schaffen es auch kleinere Parteien, Sitze im Bundestag zu erhalten. Diese Regelung hätte ebenfalls mit Beschließung der Wahlrechtsreform abgeschafft werden sollen. Jedoch galt die Abschaffung als verfassungswidrig, weshalb die Grundmandatsklausel für die Wahl am 23. Februar noch gilt.
Was bedeutet das für meine Wahl?
Da die Überhangsmandate abgeschafft wurden heißt das: Nicht alle Gewinner:innen eines Wahlkreises ziehen automatisch in den Bundestag ein. Die Sitze werden pro Zweitstimme verteilt. Den prozentualen Anteil den eine Partei durch Stimmen erhält bestimmt letztendlich die Anzahl der Sitze.
Vor der Wahl bestimmten die Parteien innerhalb eines Bundeslandes eine sogenannte Landesliste. Auf dieser stehen die Namen der Personen, die die Sitze im Bundestag nach der Wahl besetzen sollen. Je nach Anzahl der Sitze, werden diese auf die Bundesländer aufgeteilt und über die Landesliste besetzt. Da nun aber die Wahlkreiskandidierenden so nicht in den Bundestag einziehen könnten, kommen diese auf eine separate, priorisierte Liste.
Gewinnt eine Partei mehr Wahlkreise als ihr durch die Mehrheitsverhältnisse und Sitzverteilung im Bundestag zusteht, können diejenigen Direktkandidierenden mit den wenigsten Stimmen nicht einziehen, obwohl sie in ihrem Wahlkreis gewonnen haben. Jedoch ziehen die Gewinner:innen aus den Wahlkreisen immer vor den Kandidierenden der Landeslisten ein.
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I Foto: Deutscher Bundestag
Sollte ich taktisch wählen?
Das heißt nun also: Gewinnt in Konstanz ein:e Kandidat:in mit den Erststimmen, heißt das nicht unbedingt, dass diese Person auch in den Bundestag einzieht. Stehen der jeweiligen Partei nicht ausreichend Sitze zur Verfügung um alle Gewinner:innen aus den Wahlkreisen einziehen zu lassen, kommt es darauf an, mit wie viel Prozent der Stimmen die Person gewonnen hat. Haben Kandidierende aus anderen Wahlkreisen eine höhere Zustimmung erhalten, gehen die Kandidierenden aus Konstanz leer aus.
Es geht also darum, dass die Plätze für die Wahlkreiskandidierenden von der Zweitstimme gedeckt sind. Das Verteilen der Stimmen auf verschiedene Parteien ergibt in diesem Jahr also weniger Sinn als vor der Wahlrechtsreform. Trotzdem gibt es aber keine einheitliche Regel, wie am klügsten gewählt wird. Das kann man weiterhin am besten von den Parteiprogrammen und Kandidierenden abhängig machen. Eine weitere Möglichkeit die Positionen von Parteien unabhängig von ihren eigenen Versprechen zu verstehen ist der Political Compass.
The Political Compass
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Die Wahlrechtreform verunsichert manche Wähler:innen. Sollte man nun taktisch wählen, oder lieber nur eine Partei? Um eine neue Sicht auf die Positionen der Parteien zu geben, kann dir der sogenannte Political Compass helfen. Dieser zeigt den Standpunkt anhand eines Koordinatensystems. Denn die Einteilung von Parteien in „links“ und „rechts“ verschwimmt immer mehr, wodurch eine neue Art der Einteilung zur Übersicht benötigt wird.
Im aktuellen Political Compass werden die Spitzenparteien anhand zweier Achsen positioniert. Oben abgebildet ist die aktuellste Version vom 12. Januar 2025. Die vertikale Achse zeigt die soziale Kompetenz der Parteien auf, wohingegen die horizontale das wirtschaftliche Interesse darstellt. So ergeben sich komplexere Möglichkeiten zur Positionierung von Parteien. Die Extrempositionen werden jeweils mit rechts und links im ökonomischen Feld benannt, die Extremen im Sozialen als libertär und autoritär.
Soziale Achse
Authoritarian / autoritär: Autoritär heißt Ansprüche an den Staat für ein einheitliches Verständnis von Freiheit zu haben. Meist sind autoritäre Parteien konservativ und bedienen den Wunsch nach Stabilität eines Regimes und zentralisierter Macht.
Libertarian / libertär: Libertäre Parteien denken oft liberal und haben das Ziel der Vergrößerung der individuellen Freiheit. Sie sind skeptisch gegenüber staatlicher Macht und fordern Autonomie und Freiwilligkeit von Menschen.
Wirtschaftliche Achse
Left / links: Linke wünschen sich einen Angleich von gesellschaftlichen Verhältnissen und daher auch ein Wirtschaftssystem was dem Ziel der Gerechtigkeit dienen soll. Das funktioniert über mehr staatliche Eingriffe in den Markt.
Right / rechts: Ein rechtes Wirtschaftsverständnis geht davon aus, dass der Markt sich selbst regelt und t keine Eingriffe vom Staat braucht.
Die Verortung auf dem Koordinatensystem basiert auf Parteientscheidungen, Wahlprogrammen und Reden der Parteien. Alle Parteien, bis auf Die Linke und BSW, sind in wirtschaftlichen Themen eher rechts positioniert, wobei dir FDP hier deutlich am weitesten rechts steht. Im Bezug auf die Autorität des Staates, liegen CDU/CSU, AfD und BSW sehr eng beieinander.
Nur Die Linke und FDP befinden sich mehr auf der libertären Seite des Spektrums. Interessant ist auch, dass Grüne und SPD, die sich im allgemeinen Sprachgebrauch links der Mitte befinden, zwar nahe der Mitte des Koordinatensystems sind, jedoch eine Tendenz nach rechts in der Wirtschaft und auf der sozialen Achse eher autoritär sind.
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