Frauen in der Politik? Fehlanzeige!

Frauen stoßen in der Politik oft auf erhebliche Hindernisse, insbesondere auf Hass und Anfeindungen in der Öffentlichkeit. Das hält viele davon ab, sich politisch zu engagieren.

  • Frauen in der Politik erleben oft Hass und Anfeindungen, die sie abschrecken.
  • Petra Rietzler, Gemeinderätin in Konstanz, engagiert sich trotz Drohungen.
  • Frauen sind in Parlamenten unterrepräsentiert, was Demokratie und Vielfalt beeinträchtigt.
  • Strukturelle Barrieren und traditionelle Rollenerwartungen hindern Frauen am politischen Engagement.
  • Maßnahmen wie Quotenregelungen und flexible Arbeitsmodelle können die politische Teilhabe von Frauen fördern.
  • Projekte wie „Close the gap“ schützen Frauen vor digitaler Gewalt und fördern ein sicheres politisches Umfeld.

Sie steht auf dem Samstagsmarkt in Petershausen und verteilt 400 kleine Marmeladengläser mit Johannisbeergelee: Petra Rietzler ist Anfang Juni im Wahlkampfmodus. Sie legt sich ins Zeug, will unbedingt in den Gemeinderat. Letztes Mal hat es nicht gereicht, jetzt soll es endlich klappen. Rietzler ist 60 Jahre alt, Fremdsprachensekretärin an der Universität Konstanz und seit Kurzem eine von 40 Gemeinderät:innen. Sie sitzt für die SPD im Gemeinderat, so wie fünf andere Mitstreiter:innen. Entgegen dem Bundestrend hat die SPD im Vergleich zu vor vier Jahren sogar einen Sitz hinzugewonnen.  

Auf die Frage, warum sie sich ehrenamtlich politisch engagiert, antwortet Rietzler:

„Wenn man für ein Thema brennt und nicht zufrieden ist, dann muss man etwas tun. Vom Jammern allein wird es nicht besser, das macht nur schlechte Laune.“

Petra Rietzler im Rathaus-Innenhof nach der konstituierenden Sitzung des neuen Gemeinderats. | Fotos: Sophie Tichonenko

In die Kommunalpolitik sei sie „reingerutscht“, weil sie erst viel später gemerkt habe, dass ihr Engagement schon immer politisch war.

„Ich habe mich immer engagiert, schon als Jugendliche, später als Elternvertreterin und schließlich als Elternbeiratsvorsitzende.“  

Für die Einführung der Gemeinschaftsschule in Petershausen hat sie sich jahrelang eingesetzt, weil sie der tiefen Überzeugung ist, dass „eine Schule Chancen für alle bieten muss“. Eine frühe Trennung in verschiedene Schularten hält sie für den falschen Weg. Stattdessen sollten Kinder möglichst lange gemeinsam lernen und aufwachsen. Die ehemalige Ko-Redaktionsleiterin Wiebke Wetschera hat einen Artikel zum Thema Frauen und Politik geschrieben, in dem sie mit anderen Frauen über ihr politisches Engagement gesprochen hat. 

Die Beteiligung von Frauen in der Politik ist für eine gesunde Demokratie unerlässlich. Sie bringt vielfältige Perspektiven ein und fördert inklusivere Entscheidungsprozesse. In der Praxis sind Frauen jedoch häufig unterrepräsentiert. Familienunfreundliche Sitzungszeiten, zu hohe Arbeitsbelastung, Anfeindungen im Netz sind nur einige von vielen Gründen dafür.  

Immer wieder werden Politikerinnen mit Hassbotschaften, Drohungen und nicht selten mit körperlicher Gewalt konfrontiert. Ziel dieser Angriffe ist es, Frauen einzuschüchtern und aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen. Und nicht selten erreichen die Täter ihr Ziel: Sie schrecken Frauen ab und bewirken, dass diese sich aus der Politik zurückziehen. Wir haben eine Reihe von Links zusammengestellt, die den Status Quo, aber auch Lösungsansätze aufzeigen.  

Studien belegen, dass vor allem Frauen und Menschen mit Migrationshintergrund von Anfeindungen im Netz betroffen sind. Die Fremdsprachensekretärin Petra Rietzler hat bisher nur einen Brief erhalten, in dem sie offen bedroht wurde. Sie hat Anzeige erstattet. Herausgekommen ist: nichts. So wie in mehr als 90 Prozent der Fälle. Viele Frauen lassen sich davon einschüchtern – und tun damit genau das, was die Gegner wollen.  

Frauen in politischen Ämtern

Demokratie braucht Frauen und Männer in ihrer Vielfalt. Doch von einer tatsächlich gleichberechtigten Teilhabe der Frauen an den politischen Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen kann selbst nach über 100 Jahren nach Einführung des Frauenwahlrechts nicht gesprochen werden: Noch immer sind Frauen in den Parlamenten auf kommunaler, Landes- und Bundesebene unterrepräsentiert.  

Repräsentanz und Teilhabe  

Der Artikel beleuchtet die geringe Repräsentanz von Frauen in deutschen Parlamenten und Parteien trotz jahrzehntelanger Fortschritte. Wesentliche Ursachen sind traditionelle Rollenerwartungen und strukturelle Barrieren. Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils, wie parteiinterne Quoten und Paritätsgesetze, werden diskutiert. Der Vergleich mit anderen Ländern zeigt, dass gesetzliche und freiwillige Quotenregelungen die politische Teilhabe von Frauen erfolgreich fördern können. 

Was bremst Frauen?  

Angela Merkel war 16 Jahre lang Kanzlerin, doch der Frauenanteil im Bundestag blieb niedrig. 2021 dominieren Männer die Politik auf allen Ebenen. Frauen wie die Kommunalpolitikerin Eliza Diekmann erleben Sexismus und Benachteiligung. Der Frauenanteil in politischen Ämtern ist gering, und das Klima im Bundestag hat sich mit dem Einzug der AfD verschlechtert. Frauen in der Politik werden oft angefeindet, was viele abschreckt. Es gibt Diskussionen über die Notwendigkeit von Quoten, aber auch Widerstand dagegen. 

Frauen in der Kommunalpolitik  

Der Artikel untersucht die Herausforderungen und Erfahrungen von Frauen in der Kommunalpolitik. Trotz Fortschritten liegt der Frauenanteil in kommunalen Parlamenten bei nur etwa 25 Prozent. Wesentliche Hindernisse sind strukturelle Barrieren, mangelnde Unterstützung und die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und politischem Engagement. Erfolgreiche Maßnahmen umfassen gezielte Ansprache, flexible Arbeitsmodelle und Förderung durch die Zivilgesellschaft.  

Mütter des Grundgesetzes 

In dieser PDF zeigt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) die Bedeutung der „Mütter des Grundgesetzes“. Gezeigt werden Lebensbilder der Politikerinnen Frieda Nadig, Elisabeth Selbert, Helene Weber und Helene Wessel. Sie haben als Mitglieder des Parlamentarischen Rates wesentlich zum Entstehen des Grundgesetzes und zu der verfassungsrechtlichen Gleichstellung von Frauen und Männern beigetragen. 

Diskussion über strukturelle Barrieren 

Frauen sind in politischen Ämtern unterrepräsentiert. Eine Umfrage der Körber-Stiftung zeigt, dass 54 Prozent der Befragten mehr Frauen in Gemeinde- und Stadträten wünschen, während 40 Prozent glauben, dass Frauen sich selbst im Weg stehen. In einer Diskussion mit Sawsan Chebli, Ramona Schumann und Franziska Brandmann werden strukturelle Barrieren, männlich dominierte Gremien und Herausforderungen wie Hate Speech und Sexismus thematisiert. 

Sexismus im Wahlkampf  

In diesem Beitrag vom Deutschlandfunk werden die Herausforderungen beleuchtet, denen Politikerinnen im Wahlkampf durch Sexismus und Online-Hass begegnen. Politikerinnen wie Hanna Steinmüller und Sanae Abdi berichten von beleidigenden Nachrichten und Bedrohungen, die insbesondere in sozialen Medien auftreten.  

Wo bleibt der Kulturwandel in politischen Parteien?  

Im Interview mit Uta Kletzing wird die Notwendigkeit betont, mehr Frauen für die Politik zu gewinnen. Kletzing hebt hervor, dass politisches Engagement sowohl dem Gemeinwohl als auch der persönlichen Entwicklung dient. Frauen sind in der Politik unterrepräsentiert, was auf strukturelle und kulturelle Barrieren zurückzuführen ist. Kletzing fordert einen Kulturwandel in politischen Parteien und betont die Bedeutung von Maßnahmen wie Quoten und besseren Vereinbarkeitsmodellen, um die politische Teilhabe von Frauen zu erhöhen. 

Lösungen gibt es viele 

Frauen sind in der Politik auf allen Ebenen in Deutschland unterrepräsentiert. Gründe hierfür sind strukturelle und institutionelle Barrieren, geschlechtsspezifische Stereotype und mangelnde Vereinbarkeit von Amt, Familie und Beruf. Lösungen umfassen Quotenregelungen, Empowerment-Programme und eine Veränderung der politischen Kultur. Ein Paritätsgesetz wird als wichtige Maßnahme diskutiert, ist jedoch in Deutschland bisher nicht gesetzlich verankert. 

Projekt „Close the gap“  

Das Projekt „Close the gap“ von HateAid zielt darauf ab, Frauen in der Politik vor digitaler Gewalt zu schützen. Es fördert Forschung, Empowerment und Bewusstseinsbildung, um sexistische Beleidigungen und Drohungen zu bekämpfen. Studien zeigen, dass Hass und Hetze Frauen von politischem Engagement abschrecken. HateAid arbeitet mit Partnern wie der TU München und der Universität Oxford zusammen, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und politische Maßnahmen zu fördern. Das Projekt betont die Bedeutung eines sicheren Umfelds für Frauen in der Politik. 


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