Darum stellen wir unseren Betrieb ein

Wir haben alles gegeben, aber es hat nicht gereicht – Danke für das Wahnsinns-Jahr!

Das, was wir euch im Newsletter zur Spendenkampagne im Herbst als Worst Case vorgestellt hatten, ist diese Woche leider eingetreten. Von den vier Stiftungen, mit denen wir im Gespräch waren, hat sich leider nur eine zu einer Förderung entschlossen – und das auch nur unter der Bedingung, dass weitere Stiftungen ebenfalls unterstützen. Damit ist unser Finanzierungsmodell für 2024 nicht tragfähig und wir sehen keine Chance, karla am Leben zu halten. 

Wir sind traurig, enttäuscht und ein Stück weit auch wütend, dass wir unsere Arbeit nicht fortsetzen können. Aber wir haben von Anfang an gesagt, dass wir kein Selbstausbeutungsprojekt sein werden. Daran halten wir uns. Wir wollen professionellen Journalismus ermöglichen. Dazu gehört auch, den Mitarbeiter:innen faire Löhne zu zahlen. Die herbe Botschaft, die wir daraus mitnehmen, lautet: Unabhängiger Lokaljournalismus mit Zukunftsperspektive wird unter dem wirtschaftlichen Druck und ohne engagierte Stiftungen immer unmöglicher.

Wir haben es versucht

In den vergangenen zwei Jahren haben wir sehr viel Herzblut und Liebe in das Projekt gesteckt. Gemeinsam mit dir haben wir gezeigt, dass Lokaljournalismus auch anders sein kann. Nah bei den Menschen, gut recherchiert und am Gemeinwohl und nicht an Klickzahlen orientiert. Wir haben es versucht. Und wir sind gescheitert. 

Unsere Abozahlen haben sich wie erhofft entwickelt (zuletzt hatten wir rund 900), bei einem gleichbleibenden Wachstum wäre karla in Jahr drei in der Lage gewesen, das Kernteam aus Aboeinnahmen zu finanzieren. Doch zwischen Jahr eins und Jahr drei liegt Jahr zwei. Und bei der Finanzierung von Jahr zwei sind wir – wie viele Startups – gescheitert. 

Was bedeutet das jetzt konkret? 

Zum 31. Dezember 2023 werden wir unseren operativen Betrieb einstellen. Die Verträge mit unseren fest angestellten Mitarbeiter:innen laufen bereits am 30. November aus. Im November und Dezember werden wir aber noch Beiträge zu unserem aktuellen Schwerpunkt „Schule“ und zu anderen Themen veröffentlichen. 

Die für kommenden Montag, 27. November, geplante Veranstaltung „karla Forum“ zum Thema Schule entfällt. Dort wollten wir gemeinsam mit dir Themen für die Berichterstattung im Schwerpunkt entwickeln. Das ergibt aber keinen Sinn mehr, so schwer uns das fällt.

Das passiert jetzt mit den Abos

Bestehende Monatsabos laufen automatisch zum 31.12.2023 aus. Bestehende Jahresabos laufen ebenfalls automatisch zum 31.12.2023 aus. Alle Jahresabonnent:innen erhalten rechtzeitig eine E-Mail mit den Informationen zur Abwicklung. Der Veranstaltungskalender wird bis 31.12. bestehen bleiben. Der Veranstaltungsnewsletter wird am 28.11. zum letzten Mal verschickt.

Transparenz war uns schon immer ein Anliegen. Deshalb war uns auch eine schnelle Kommunikation wichtig. Zur Realität gehört aber, dass wir uns noch in einem Schockzustand befinden. Wir müssen uns nun sortieren und haben noch nicht auf alle Fragen eine Antwort.

Woran wir gescheitert sind

Wir haben in den letzten Tagen oft darüber nachgedacht, woran wir gescheitert sind. Letztlich sind es aus unserer Sicht vor allem zwei Faktoren, die uns immer begleitet haben: 1. Ressourcenmangel (Personal und Finanzen): Wir mussten zu oft sagen, dass wir Dinge nicht machen können. 2. Zähe Prozesse in Stiftungen.

Das Stiftungswesen in Deutschland ist noch zu langsam und unflexibel im Umgang mit der Förderung von Journalismus. Aus heutiger Sicht muss man wahrscheinlich sagen, dass stiftungs(mit)finanzierter, gemeinnütziger Journalismus vor allem im Lokalen nur dann eine Chance hat, wenn er a) als Selbstausbeutungsprojekt betrieben wird oder b) vor Ort andere Geldgeber oder neben dem Journalismus zusätzliche Einkommensquellen hat.

Was wir uns wünschen zum Schluss

Zur Option der Selbstausbeutung haben wir unsere Haltung deutlich gemacht. Eine Stiftung mit verbindlichem Interesse an Lokaljournalismus in Konstanz haben wir nicht gefunden. 

Unsere Vision war, unabhängigen, partizipativen Lokaljournalismus für Konstanz zu machen und damit zu zeigen, dass gemeinnütziger Lokaljournalismus eine Alternative zu den prekären Strukturen bietet, unter denen Journalist:innen heute jeden Tag für unsere Demokratie einstehen. Wir glauben nach wie vor daran, dass sich der Journalismus in Deutschland wandeln muss. Wenn wir uns etwas für die Zukunft wünschen dürfen, ist es, dass der Journalismus gemeinnützig wird, wie im Koalitionsvertrag vorgesehen.

Danke an die beste Community der Welt 

Zum Schluss bleibt uns dir „Danke“ zu sagen – karla hat eine fantastische Community, die uns so viel Freude bereitet hat und durch turbulente Zeiten begleitet hat. Wir werden euch vermissen! 🫶


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