Fünf Tage Nachhaltigkeit im Fokus

Nachhaltigkeitstage waren gestern: Mit der Public Sustainability Week öffnen die Hochschulen ihren bisher universitären Diskurs über Nachhaltigkeit in die Stadtgesellschaft. Das Ziel: durch Information und Workshops eine kollektive Veränderung herbeiführen. 
Enna ist Teil der Bürger:innen-Redaktion bei karla. Sie ist Studentin an…

Die Klimakatastrophe geht uns alle an. Aber wie beeinflusst sie uns? Und was können wir dagegen tun? Diesen Fragen stellen sich die Organisator:innen der Public Sustainability Week und widmen sich einer Annäherung an die Antworten. Die Public Sustainability Week findet in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Vom 20. bis 24. November lädt sie alle Menschen in und um Konstanz dazu ein, unterschiedliche Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit zu besuchen. Die Veranstaltungen sind öffentlich und kostenfrei. Unter den Gesichtspunkten der Interaktion und Praxisnähe werden durch Workshops, Exkursionen und Veranstaltungen zum Zuhören Einblicke in die Welt der Nachhaltigkeit geboten. Die Organisator:innen, das sind das Green Office der Universität Konstanz in Zusammenarbeit mit der HTWG und den Students for Future vor Ort. 

Das Team vom Green Office. Foto: privat

Was ist das Green Office? 

Das Green Office ist das Büro für nachhaltige Entwicklung der Universität Konstanz und war mit seiner Gründung im Jahr 2015 das erste seiner Art an einer deutschen Universität. Das junge Team Studierender  strebt danach, die Gesamtheit universitärer Bereiche nachhaltig zu gestalten. Darunter versteht sich die Forschung, die Lehre sowie die Einrichtung an sich. Das Green Office ist seit kurzem Teil der Stabstelle für Nachhaltigkeit an der Universität und fungiert als erste Anlaufstelle in Sachen Nachhaltigkeit, nicht nur für universitäre Organisationseinheiten, sondern auch für Studierende und Beschäftigte. 

Was bedeutet Nachhaltigkeit? 

„Unser Nachhaltigkeitsverständnis leitet sich aus dem Vorrangmodell der Nachhaltigkeit ab“, sagt Anton vom Green Office der Uni Konstanz und führt das bildliche Beispiel einer Zwiebel an. Hierbei umgibt die ökologische Nachhaltigkeit die soziale und diese wiederum die ökonomische Nachhaltigkeit. Diese drei Schichten der Nachhaltigkeit bedingen sich gegenseitig, doch sei die ökologische Nachhaltigkeit die Grundlage für eine produktive soziale und ökonomische. Ökologisch nachhaltig bedeutet also, so führt Mira von Students for Future an, mit den verfügbaren Ressourcen so umzugehen, dass deren Nutzung auch zukünftigen Generationen gewährleistet bleibt. Das heißt, Menschen einer Generation sollen in ihren Lebensumständen nicht schlechter gestellt sein, als ihre Vorgänger:innen es waren. 

Die Nachhaltigkeitstage waren bisher auf den universitären Raum beschränkt. In diesem Jahr erstrecken sie sich darüber hinaus und werden zur Public Sustainability Week: eine Woche unter dem Motto „ready to recycle“ voller öffentlich stattfindender Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit. Durch die Öffnung entstand ein erstmals zweigeteiltes Programm mit Vorträgen und Vorlesungen einerseits und einem Aktionsprogramm andererseits. Die Woche startet mit einem Vortrag zum Thema „Umstellung auf erneuerbare Energien“ in den Räumlichkeiten der Universität. Später stellen sich dort auch die Gruppierungen Fridays for Future und Students for Future vor. Teilnehmende können die Natur bei einer Führung durch den Uniwald aktiv entdecken oder seltene Einblicke hinter die Kulissen des Stadttheaters werfen.

„Eine kollektiv kontrollierte Veränderung“

Egal, ob bereits für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert, engagiert oder ohne bisherige Berührungspunkte: Die Public Sustainability Week öffnet Räume für wertfreie Diskurse. Der Begriff Nachhaltigkeit, so Anton vom Green Office, sei verbraucht und schrecke Menschen häufig ab. Mit der Public Sustainability Week möchten die Organisator:innen diesen komplexen und mehrdeutigen Begriff greifbar machen und einen gemeinschaftlichen Prozess schaffen, innerhalb dessen sich jede Person im Rahmen ihrer individuellen Kapazitäten engagieren kann. „Aus der Politik hören wir häufig, für die Gesellschaft würde sich mit der Klimakatastrophe nicht viel ändern, doch das stimmt so nicht“, sagt Anton. „Menschen fühlen sich schnell in ihren individuellen Lebensstilen eingeschränkt und haben das Gefühl, von ihnen würde ein Verzicht gefordert werden“, führt Mira aus, „doch darum geht es nicht. Vielmehr geht es darum, eine kollektiv kontrollierte Veränderung stattfinden zu lassen.“ 

Einen Ansatz dafür, wie eine solche kontrollierte Veränderung möglich werden kann, soll die Public Sustainability Week der Öffentlichkeit mitgeben. Professor:innen öffnen ihre Vorlesungen, Expert:innen teilen Einblicke aus der aktuellen Forschung und treten in einen Diskurs. Es wird nachgefragt und gemeinsam untersucht. Neben Sprache und Gedanken werden auch die Körper mobilisiert: In Workshops, Führungen und Mitmachorganisationen drinnen und draußen haben teilnehmende Personen die Möglichkeit, gemeinsam aktiv zu werden, sich auszuprobieren und auszutauschen. Auf die Frage hin, was Anton und Mira noch mitgeben möchten, lautet der Appell: „Jede Person zählt!“