Konstanz wählt: Wer vertritt deine Interessen?

Nur noch wenige Tage bis zur Bundestagswahl. Wie gut kennst du schon die Kandidierenden im Wahlkreis Konstanz? Wir haben sie zu fünf Themen befragt: Klimapolitik, Tourismus, Kultur, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaft. Hier erfährst du ihre Antworten.

Ob im Wahllokal oder per Briefwahl, du hast zwei Stimmen: Die Zweitstimme bestimmt die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag, mit der Erststimme wählst du deine:n Wahlkreisabgeordnete:n. Doch wer kandidiert im Wahlkreis Konstanz? Wir haben die Kandidat:innen zu wichtigen Themen befragt.

Alle haben dieselben Fragen bekommen, damit du sie direkt miteinander vergleichen kannst. Dieser Artikel soll dir helfen, deine Direktkandidat:innen kennenzulernen und deine Entscheidung für die Wahl zu treffen. Du möchtest dich über unsere Fragen hinaus informieren? Dann kannst du mit dem „Kandidierendencheck“ 18 verschiedene Thesen bewerten und herausfinden, wie die Direktkandierenden in deinem Wahlkreis dazu stehen. 

Wie du bei deiner Zweitstimme zu einer informierten Wahlentscheidung kommen kannst, hat Amelie Gensel in diesem Artikel für dich zusammengefasst. Dafür hat sie drei Alternativen zum Wahl-O-Mat unter die Lupe genommen.

Der Kandidierendencheck ist ein Hilfsmittel, um die Kandidierenden aus dem eigenen Wahlkreis miteinander und der eigenen Meinung zu vergleichen. Das Ziel: Wähler:innen sollen am Ende wissen, wem die Erststimme geben wollen.

Wie funktioniert der Check? Die Abfrage der Postleitzahl leitet an die Kandidierenden aus dem Wahlbezirk weiter. Durch das Beantworten von 18 Fragen ergibt sich eine Tendenz, mit welche:r Kandidat:in man die größte inhaltliche Überschneidung hat. Die Kandidierenden haben im Vorfeld dieselben Fragen beantwortet. Dabei konnten sie mit „Stimme zu“, „Lehne ab“ oder „Neutral“ antworten.

Abgeordnetenwatch hat den Kandidierendencheck erstellt und ist eine politisch unabhängige Organisation. Das Online-Portal ermöglicht Bürger:innen einen direkten Draht zu ihren Abgeordneten und Kandidierenden. Unter dem Motto „Bürger:innen fragen – Politiker:innen antworten“ fördert die Plattform einen öffentlichen Dialog und stärkt damit die demokratischen Werte.

Nutzer:innen können hier direkt Fragen an die Kandidierenden stellen, das Wahlprogramm einsehen und sich über das Wahlrecht informieren. Zusätzlich können Recherchen zu Missständen in der Politik und Kampagnen zu Finanzierungen der Parteien eingesehen werden.

Die Kandidierenden und ihre Positionen

Wir haben den Kandidierenden der sechs Parteien, die bei der Bundestagswahl 2021 die meisten Erststimmen erhalten haben fünf Fragen gestellt. Andi Jung (CDU), Lina Seitzl (SPD), Rosa Buss (Grüne), Ann-Veruschka Jurisch (FDP), Bernhard Eisenhut (AfD) und Lars Hofmann (Die Linke). Die Antwort der AfD ist trotz mehrfacher Nachfragen zum Redaktionsschluss nicht eingetroffen. Die restlichen Antworten zu den Themen Klimapolitik, Tourismus, Kultur, soziale Gerechtigkeit und Wirtschaft haben wir hier für dich aufgelistet.

Andreas Jung (CDU)
Ann-Veruschka Jurisch (FDP)
Lina Seitzl (SPD)
Rosa Buss (Grüne)
Bernhard Eisenhut (AfD)
Lars Hofmann (Linke)

Klimapolitik

Die Klimakrise beschäftigt viele Menschen in Konstanz. Im Mai 2019 hat die Stadt den Klimanotstand ausgerufen und sich zum Ziel bekannt, bis 2035 nahezu klimaneutral zu sein. Was ist seitdem passiert? Das haben sich Siska Schmidt und Kathrin Bühler in ihrem Podcast genauer angeschaut. Klar ist: Viele der geplanten Maßnahmen wurden nicht ausreichend umgesetzt. 

Das bestätigt auch die Leitung des Amts für Klimaschutz. Im aktuellen Klimaschutzbericht der Stadt Konstanz von Januar 2025 erklären Philipp Baumgartner und Lorenz Heublein: „Eine weitgehende Klimaneutralität bis 2035 oder auch 2040/45 wird mit dem jetzigen Mittel- und Personaleinsatz nicht zu schaffen sein […]. Zwar zeigt die neueste Bilanz eine weitere Senkung [der Treibhausgase], jedoch beträgt die Lücke zum angestrebten Absenkpfad mittlerweile 28 Prozent. Es ist also noch mehr Einsatz erforderlich, um die Ziele zu erreichen.“

Klimaneutralität bedeutet, dass alle durch menschliche Aktivitäten verursachten Treibhausgasemissionen durch entsprechende Maßnahmen – etwa durch Aufforstung, CO₂-Abscheidung oder andere Kompensationsprojekte – ausgeglichen werden. Anders ausgedrückt: Es werden netto keine zusätzlichen Treibhausgase in die Atmosphäre abgegeben.

Diese Veränderung betrifft vor allem den Verkehr, die Energieversorgung und das Bewusstsein aller für Konsum und Nachhaltigkeit. Doch wie geht das mit sozialer Gerechtigkeit zusammen? Trotz der Dringlichkeit des Themas sollte dabei niemand im Stich gelassen werden und Maßnahmen müssen für jede:n umsetzbar sein. Deshalb haben wir die Kandidierenden gefragt:

Andreas Jung (CDU)

Wir müssen unsere Klimaziele erreichen und die Akzeptanz dabei erhalten. Zentral ist dabei der Erhalt von Arbeitsplätzen. Mit Effizienz und Innovationen ist Klimaschutz nicht nur Ausdruck unserer Verantwortung, sondern auch Geschäftsmodell. Zudem müssen beim Wohnen und bei der Mobilität praktikable Wege zum Klimaschutz aufgezeigt werden. Kommunale Wärmenetze können dabei einen wichtigen Beitrag leisten.

Auch der private Umstieg auf klimafreundliches Heizen muss technologieoffen unterstützt werden. Der ÖPNV muss gestärkt und die Infrastruktur für Elektromobilität und andere alternative Antriebe muss ausgebaut werden. Die CO2-Bepreisung muss ohne Preissprünge fortgesetzt werden, Einnahmen werden wir im ersten Schritt durch eine Senkung der Stromkosten um 5 Cent pro kWh für alle zurück geben.

Rosa Buss (Bündis 90/DIE GRÜNEN)

Die Klimakrise bedroht unsere Lebensgrundlagen und verstärkt soziale Ungleichheit. Wir handeln jetzt, um unsere Demokratie zu stärken und eine gerechte Zukunft zu sichern. Klimageld entlastet gezielt Menschen mit geringem Einkommen, damit Klimaschutz keine Frage des Geldbeutels wird. Ein bezahlbarer ÖPNV hält alle mobil und verringert die Abhängigkeit vom Auto. Gut gedämmte Häuser und klimaneutrale Wärme schützen vor steigenden Kosten und schonen das Klima.

Wir setzen uns für regionale Energieprojekte ein, um Bürger*innen unabhängig von fossilen Energien zu machen. Sozialer Klimaschutz heißt: Niemand wird zurückgelassen – wir gestalten den Wandel gemeinsam.

Lars Hofmann (Die Linke)

Der Klimawandel lässt sich nicht ignorieren. Nichts zu tun wird uns deutlich teurer kommen, als jetzt die nötigen Weichen zu stellen. Wir fordern eine sozial-ökologische Wende durch gezielte staatliche Investitionen. Es braucht klare Zielvorgaben und Förderungen für den Umbau, sowohl für die Industrie als auch für private Haushalte. Klimaschutz gelingt nur gemeinsam, ohne dass jemand zurückgelassen wird.

Das versprochene Klimageld muss endlich kommen! Im Landkreis Konstanz heißt das: ÖPNV ausbauen, Energie in öffentliche Hand legen, Sanierungskosten nicht auf Mieter:innen abwälzen und regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Bürger:innenbeteiligung ist für uns zentral.

Lina Seitzl (SPD)

Ich stehe für eine Klimapolitik, die auf gemeinschaftliche Lösungen setzt. Klimaneutrale Wärmenetze für ganze Stadtteile sind zum Beispiel solidarischer, effizienter und günstiger als Wärmepumpen in jedem Haus. Sozialdemokratische Klimapolitik bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu klimafreundlichen Technologien haben und Klimaschutz für alle bezahlbar ist. Um die Klimaneutralität als neue Aufgabe der öffentlichen Daseinsvorsorge bewältigen zu können, brauchen Kommunen mehr finanziellen Spielraum.

Der Deutschlandfonds und eine Reform der Schuldenbremse bieten dafür Möglichkeiten. Wo gemeinsame Infrastrukturen wie Wärmenetze oder ÖPNV das Problem nicht lösen können, braucht es gezielte Förderung, damit sich alle den Umstieg leisten können. 

Ann-Veruschka Jurisch (FDP)

Eine sozial gerechte Klimapolitik bedeutet, dass Klimaschutz mit wirtschaftlicher Vernunft und technologischer Offenheit verbunden wird. Eine erfolgreiche Klimapolitik muss realistisch sein, wirtschaftliche Belastungen minimieren und die Menschen mitnehmen, anstatt auf ineffiziente Maßnahmen und überhöhte Subventionen zu setzen. Deswegen bin ich auch so ein großer Fan vom EU-Emissionshandel als zentraler Lenkmechanismus. Er macht kleinteilige Verbote und Vorschriften im Wesentlichen überflüssig.

Bei uns in der Region wird sich deswegen der Ausbau der Erneuerbaren von selbst mehr in Richtung Photovoltaik entwickeln. Hier sollten Kommunen, Landkreis, Land und Bund Vorreiter bei eigenen Bauwerken sein, beispielsweise Photovoltaik an der B33.

Tourismus

Eine überlaufene Innenstadt, stockender Verkehr und Menschenmassen auf den Promenaden – das sind typische Bilder an warmen Wochenenden in Konstanz. Eine Datenrecherche von karla mit CorrelAid e.V. zählte 2022 450.403 Ankünfte von Tourist:innen in Konstanz, was fünf Ankünfte pro Einwohner:in bedeutet. 

Viele Konstanzer:innen sind davon genervt. Gleichzeitig hängen viele Einnahmen und Arbeitsplätze in Stadt und Landkreis von diesem Tourismus ab. Die Hotelbranche, Gaststätten und Kultureinrichtungen profitieren stark von den Gäst:innen, die den See genießen wollen. Wir wollten von den Kandidierenden wissen, wie sie die Interessen der Bürger:innen und die der Tourismusbranche vereinbaren wollen.

Lina Seitzl (SPD)

Der Tourismus ist einer der zentralen Arbeitsmärkte im Landkreis Konstanz. Ein attraktives Tourismusangebot ist wichtig, um zahlreiche Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Stärke des Landkreises zu erhalten. Gleichzeitig profitieren die Menschen im Landkreis ebenfalls von den attraktiven Freizeitangeboten, die durch den Tourismus geschaffen werden. Für eine gute Balance muss bei touristischen Angeboten auch immer der Nutzen für die Bevölkerung im Landkreis mitgedacht wird.

Beim angespannten Wohnungsmarkt im Landkreis muss deshalb zum Beispiel Sorge getragen werden, dass der Tourismus den Wohnungsmarkt nicht übermäßig belastet. Dafür halte ich das Instrument des Zweckentfremdungsverbot zielführend, um sicherzustellen, dass Ferienwohnungen nur im erlaubten Rahmen angeboten werden. 

Lars Hofmann (Die Linke)

Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Spannungen lassen sich nicht immer vermeiden, aber wenn er kulturelle Angebote stärkt und klimafreundlich gestaltet wird, profitieren auch die Einwohner:innen. Die Tourismus- und Klimaschutzabgabe ist ein Beispiel, wie Gäste- und Kommunalinteressen ausgeglichen werden können. Sie ermöglicht kostenfreien ÖPNV und ermäßigten Eintritt bei vielen kulturellen Einrichtungen.

Allerdings muss darauf geachtet werden, dass Städte nicht zu sehr auf Übernachtungsgäste ausgerichtet werden: Wohnungsbau muss Vorrang vor Hotelbau haben, Ferienwohnungen dürfen das Mietangebot nicht verdrängen und die ÖPNV-Preise müssen für Bewohner:innen fair bleiben.

Rosa Buss (Bündis 90/DIE GRÜNEN)

Die Interessen der lokalen Bevölkerung und des Kreises Konstanz als Tourismusstandort lassen sich nur mit einem sozial gerechten, nachhaltigen und innovativen Tourismus vereinen. Der Bodensee ist Sehnsuchtsort für viele, doch Tourismus darf nicht auf Kosten der Einheimischen und der Natur gehen. Wir setzen auf nachhaltige Mobilität mit besseren Bus- und Bahnverbindungen, sicheren Radwegen und weniger Autoverkehr.

Bezahlbarer Wohnraum muss geschützt, Ferienwohnungen reguliert werden. Der Naturschutz hat Priorität mit klaren Regeln für umweltfreundlichen Tourismus. Die lokale Bevölkerung muss eingebunden werden. Zudem wollen wir gute Arbeitsplätze im Tourismus fördern, mit fairen Löhnen, sicheren Bedingungen und Weiterbildungsmöglichkeiten.

Ann-Veruschka Jurisch (FDP)

Der Tourismus ist für den Kreis Konstanz ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, muss aber aktiver als jetzt gestaltet werden, sodass die positiven Effekte mehr als aktuell überwiegen. Ein Überangebot an Billighotels braucht beispielsweise keiner. Umgekehrt könnte aus dem Kongresstourismus noch einiges mehr herausgeholt werden. Eines meiner Herzensprojekte ist die Einführung des digitalen Ausfuhrscheins, für den ich mich mit Nachdruck einsetze.

Denn: Er macht den Einkaufstourismus aus der Schweiz effizienter, stärkt den Einzelhandel und baut Bürokratie ab. Gleichzeitig braucht es eine bessere, auch digitale Verkehrsplanung, um Staus und Überlastungen zu reduzieren, damit sowohl Gäste als auch Einheimische von einer attraktiven und lebenswerten Region profitieren.

Andreas Jung (CDU)

Es geht darum, eine gesunde Balance zu erhalten. Kein „Übertourismus“, der die Lebensqualität hier beeinträchtigt, sondern einen nachhaltigen Tourismus – in Einklang mit der Natur und mit einer verträglichen Entwicklung unserer Städte und Gemeinden. Es geht um einen Tourismus, der unsere Region wertschätzt – die Natur, Kultur und Architektur hier.

Nur so hat der  Tourismus positive Auswirkungen auf die Region. Dann bringt er neben Arbeit und Wertschöpfung positive Effekte und hilft, Angebote zu finanzieren, die auch für die Bürgerinnen und Bürger hier wichtig sind. 

Kultur

Das große Kulturangebot lockt jährlich viele Tourist:innen nach Konstanz. Das ganze Jahr bietet die Kulturszene verschiedenste Veranstaltungen. Der Weihnachtsmarkt, die Insel Mainau, das Seenachtsfest, das Campusfestival oder die Fasnacht, stehen neben den zahlreichen Museen, Kunstausstellungen und historischen Sehenswürdigkeiten, für eine vielfältige Kulturszene. 

Doch neben dieser klassischen Kulturszene existieren in Konstanz viele politische, aktivistische oder kulturelle Subkulturen, die sich davon abgrenzen. An vielen Orten in Konstanz sind Gleich- und Andersdenkende in Kollektiven oder Vereinen versammelt. Alle mehr oder weniger gesehen und akzeptiert von der Mehrheitsgesellschaft. Besonders junge Personen prägen das Bestehen von Subkultur und entsprechend die Gesellschaft der Stadt.

Ann-Veruschka Jurisch (FDP)

Die lokale Kultur- und Subkulturszene ist essenziell für die Identität und Lebensqualität unserer Region. Sie bietet Raum für Kreativität, gesellschaftlichen Austausch und Innovation. Ich setze mich dafür ein, dass kulturelle Initiativen weniger bürokratische Hürden haben, finanzielle Unterstützung erhalten und Veranstaltungsräume erhalten bleiben.

Besonders wichtig ist mir, dass wir die Kulturförderung nicht nur auf etablierte Institutionen beschränken, sondern auch junge und alternative Szenen einbeziehen, die oft über geringe finanzielle Mittel verfügen. Angesichts knapper Kassen bedeutet das aber umgekehrt auch, dass sich etablierte Einrichtungen mehr als bisher um Sponsoren kümmern müssen.

Lina Seitzl (SPD)

Die lokale (Sub-)Kulturszene im Landkreis Konstanz prägt das kulturelle Leben und die Identität der Region. Sie schafft Raum für kreative Ausdrucksformen, fördert den Dialog zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen und trägt zur Vielfalt der Kultur bei. Wir Sozialdemokraten wollen Vielfalt als festen Bestandteil unserer Gesellschaft und schlagen vor, Kultur als Staatsziel in der Verfassung zu verankern.

Damit stärken wir das kulturelle Leben im Landkreis Konstanz und die Kultur als ein verbindendes Element für alle. Bezahlbare und vielfältige kulturelle Angebote sollen für alle Bürgerinnen und Bürger zugänglich sein – auch in der oft weniger beachteten Subkultur. Zudem wollen wir kulturelle Bildung und inklusive Ansätze fördern, um allen die Teilhabe zu ermöglichen. 

Andreas Jung (CDU)

Kultur ist eine wichtige Grundlage unseres Lebens. Unsere Kulturszene im Kreis ist vielfältig: Freie Kulturszene und Philharmonie. KULA und Stadttheater, GEMS und Museen, Chöre und Vereine. Diese Vielfalt gilt es zu erhalten. Vor allem braucht Kultur Freiheit. In ihrem Ausdruck, aber auch von Überreglementierung.

Wo es um finanzielle Förderung geht, sind meist Kommunen gefragt. Manchmal auch der Bund – wie etwa bei der Corona-Hilfen oder bei Sonderprogrammen. Wo das nötig und sinnvoll ist, setze ich mich dafür ein. 

Lars Hofmann (Die Linke)


Kultur ist ein wichtiges Gut, das Musik, Theater, Filme und Festivals umfasst. Sie wird von Künstler:innen, Besucher:innen, Galerien und Vereinen lebendig. Je vielfältiger, desto besser. Als Linke ist es unser Ziel, dass alle Menschen auf diese Angebote zugreifen können. Wir sehen höhere Eintrittspreise zur Refinanzierung der gestiegenen Kosten kritisch und fordern, dass städtische Träger gegenfinanzieren. Der Bund muss die Finanzausstattung der Kommunen auf solide Beine stellen.

Wir wollen uns nicht zwischen Kultur und Sozialem entscheiden müssen. Lebenswerte Kommunen brauchen beides! Besonders wichtig ist die Förderung nichtkommerzieller Angebote in Jugend- und Subkulturen, die barrierefreie Orte für freie Entfaltung bieten.

Rosa Buss (Bündis 90/DIE GRÜNEN)

Die lokale (Sub-)Kulturszene im Kreis Konstanz ist essenziell für eine lebendige Demokratie und bereichert die Gemeinde vor Ort – sie schafft Räume für Austausch, Kritik und kreative Freiheit. Als jemand, der aus einer Musiker*innenfamilie kommt, weiß ich, wie wichtig kulturelle Freiräume sind.

Wir wollen Kulturschaffende gezielt unterstützen: mit besseren Förderstrukturen, bezahlbaren Räumen für Kunst und Veranstaltungen sowie fairen Arbeitsbedingungen. Subkultur verdient Sichtbarkeit, denn sie bereichert das kulturelle Leben und stärkt eine offene, vielfältige Gesellschaft.

Soziale Gerechtigkeit & Gesundheit

Durch steigende Lebenskosten geraten viele Menschen in finanzielle Nöte und bräuchten Unterstützung. Die Inflation trieb die Preise bis 2024 besonders für Lebensmittel in die Höhe. Laut zdfheute wurden Äpfel 7,4 Prozent teurer als im Jahr 2020, Sonnenblumenöl 63 Prozent und Zucker sogar 83 Prozent. 

Viele etablierte Verbände in Konstanz wollen soziale Gerechtigkeit fördern. Sie fordern gerechten Zugang zu Bildung und vor allem zur Gesundheitsversorgung. Besonders die sich ändernden Standorte der medizinischen Fachbereiche im Kreis, der Mangel an Pflegepersonal und die Bürokratie besorgen die Bürger:innen. Auch die unterschiedliche Behandlung von Kassen- und Privatpatient:innen werden immer häufiger angeprangert. Wir wollten von den Kandidierenden wissen, wie der Kreis Konstanz eine faire Gesundheitsversorgung garantieren kann.

Rosa Buss (Bündis 90/DIE GRÜNEN)

Eine gerechte Gesundheitspolitik heißt: Ende der Zweiklassenmedizin! Jeder verdient gleich guten Zugang zu medizinischer Versorgung – unabhängig vom Geldbeutel. Ein zentraler Baustein dafür ist der Neubau des Klinikums am Standort Singen, um eine hochwertige Gesundheitsversorgung zu sichern.

Gleichzeitig muss die ambulante Versorgung gestärkt und der Erhalt von Notfallpraxen gewährleistet werden. Wir setzen uns für mehr Kassenärztinnen im ländlichen Raum, bessere Bezahlung in Pflegeberufen und eine solidarische Bürgerversicherung ein.

Ann-Veruschka Jurisch (FDP)

Eine gerechte Gesundheitspolitik bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu einer guten medizinischen Versorgung haben. Im Landkreis Konstanz brauchen wir dringend mehr Fachärzte und eine stabile Krankenhausversorgung. Ich unterstütze eine zügige Umsetzung des Zweihäuserkonzepts für Singen und Konstanz, fordere aber eine tragfähige Investitionsfinanzierung durch das Land.

Zudem muss die Kassenärztliche Vereinigung endlich realitätsnäher planen, damit genügend Facharztsitze entstehen. Digitale Lösungen und weniger Bürokratie können ebenfalls zur Entlastung beitragen.

Lina Seitzl (SPD)

In einem gerechten Gesundheitssystem haben alle unabhängig von Wohnort und Einkommen den gleichen Zugang zu gleicher Qualität und niemand wird überfordert. Es darf keine Unterschiede bei Wartezeiten und Behandlungsmöglichkeiten zwischen privat und gesetzlich Versicherten geben. Das gelingt mit einer solidarischen Bürgerversicherung für alle. Es muss immer der Mensch im 

Vordergrund stehen, niemals der Profit. Mit Maßnahmen wie einer Termingarantie, der Begrenzung finanzieller Belastungen und solidarischen Finanzierungsmodellen werden wir weiter an mehr Sicherheit und Verlässlichkeit im Gesundheitswesen arbeiten. Deshalb stehen für mich die Finanzierung des Krankenhauses in Singen und eine ausreichende hausärztliche und fachärztliche Versorgung im Landkreis Konstanz an erster Stelle. 

Andreas Jung (CDU)

Für jede und jeden muss unabhängig von Wohnort und Einkommen stets eine hochwertige medizinische Behandlung möglich sein. Ich setze mich daher mit Blick auf unsere Region für eine flächendeckende medizinische Versorgung in Stadt und Land ein: Krankenhäuser, Notfallambulanzen, Hausärzte, Fachärzte, Notfallpraxen, Apotheken und Pflegeangebote. Wo jemand wohnt darf nicht ausschlaggebend sein.

Bei der Sicherung unserer Krankenhäuser gibt es noch viel zu tun. Es ist unklar, was die konkreten Folgen von Lauterbachs Reform sind. Wir setzen auf eine solide Brückenfinanzierung sowie die Einführung einer bedarfsorientierten, weitgehend fallzahlunabhängigen Vorhaltefinanzierung. Ein kalter Strukturwandel muss abgewendet werden.

Lars Hofmann (Die Linke)

Die Finanzierung des Gesundheitswesens muss reformiert werden. Eine Zweiklassenmedizin können wir uns nicht leisten – alle zahlen in eine solidarische Kasse ein. Kranken- und Pflegeversicherung müssen zu einer Vollversicherung ausgebaut werden. Die Krankenhausfinanzierung braucht stabile Grundlagen: Weg mit Fallpauschalen, her mit ausreichender Investitionsfinanzierung durch das Land.

Zudem muss der ambulante Bereich gestärkt werden, besonders im ländlichen Raum. Medizinische Versorgungszentren entlasten Ärzte von Verwaltung. Der Fachkräftemangel, besonders in der Pflege, zeigt: Wir brauchen bessere Arbeitsbedingungen – mehr Geld und weniger Belastung, um Burn-out zu vermeiden.

Wirtschaft

Konstanz zeichnet sich als Wirtschaftsstandort für seine länderübergreifende Anbindung, eine Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG), sowie eine Exzellenz-Universität aus. Ansätze für den Erhalt der Gründer:innenszene in Konstanz sind da. Trotzdem gibt „Die Deutsche Wirtschaft“ Konstanz in seinem Standortranking nur die Note 2,71.

Denn immer mehr zieht sich die Industrie als starker Wirtschaftsfaktor und Arbeitgeberin aus der Region zurück. Mit 2.200 Beschäftigten ist die Universität Konstanz der größte Arbeitgeber der Stadt. Bei Körber, einem der letzten großen Industriebetriebe, drohte zuletzt auch der Wegfall vieler Arbeitsplätze. Wie kann der Standort Konstanz wirtschaftlich attraktiv bleiben?

Lars Hofmann (Die Linke)

Konstanz hat großes Potenzial für Start-ups – Fachkräfte sind vorhanden oder leicht an den Bodensee zu locken. Doch fehlende Räume, Wohnraum und Kitaplätze werden spätestens beim Produktions-Rollout zum Problem und zwingen Firmen zum Wegzug. Die Linke fordert daher den Ausbau der öffentlichen Infrastruktur.

Ein Mietendeckel und mehr sozialer Wohnungsbau schaffen bezahlbaren Wohnraum. Besserer ÖPNV im Umland erleichtert Firmengründungen. Investitionen in Kitas und Bildung sichern Fachkräfte. Mehr Geld für Gering- und Durchschnittsverdienende stärkt die Nachfrage. Kurz: Soziale und ökologische Politik ist die beste Wirtschaftspolitik.

Andreas Jung (CDU)

Wir müssen attraktive Rahmenbedingungen stärken. Bund, Länder und Kommunen müssen bei der Unterstützung von Gründerinnen und Gründern noch besser zusammen arbeiten. In unserer Grenzregion müssen Hürden konsequent abgeräumt werden: Zusammenarbeit über die Grenze hinweg mit Schweizer Unternehmen muss selbstverständlich sein.

Neben guten Startbedingungen und weniger Bürokratie brauchen Unternehmensgründungen vor allem auch gute Zukunftsperspektiven. Die Möglichkeiten unserer Hochschulen mit exzellenter Forschung müssen für Gründungen und Transfer konsequent genutzt werden. Unsere Region sollte konsequent auf Zukunftstechnologien setzen und hier eine Vorreiterrolle beanspruchen.

Ann-Veruschka Jurisch (FDP)

Damit sich junge Unternehmen und Start-ups im Kreis Konstanz ansiedeln, müssen wir Bürokratie abbauen, Genehmigungsprozesse beschleunigen und bezahlbare Gewerbeflächen schaffen. In der Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Kommunen und Unternehmen steckt unglaublich viel Power, um Innovationen schneller marktreif zu machen – hier muss politischer Fokus darauf liegen.

Zudem brauchen wir eine steuerliche Entlastung für Gründer und mehr Risikokapital für junge Unternehmen. Aktive Gründungs- und Ansiedlungsarbeit in den einzelnen Städten und Kommunen im Kreis ist ein wichtiger Schlüssel, um Unternehmen davon zu überzeugen zu uns zu kommen und vor allem auch: zu bleiben. Das muss Chefsache sein.

Rosa Buss (Bündis 90/DIE GRÜNEN)

Der Kreis Konstanz hat enormes Potenzial für Innovation mit zwei großen Hochschulen – das müssen wir nutzen! Wir wollen Gründungen erleichtern, Bürokratie abbauen und den Zugang zu Fördermitteln und Wagniskapital verbessern. Hochschulen und Forschungseinrichtungen sollen enger mit Start-ups vernetzt werden, um Wissenstransfer zu fördern.

Dazu braucht es bezahlbare Gewerbeflächen, Co-Working-Spaces und eine digitale Infrastruktur auf Top-Niveau. Besonders nachhaltige und soziale Start-ups wollen wir gezielt unterstützen, denn sie treiben die ökologische und gesellschaftliche Transformation voran.

Lina Seitzl (SPD)

In einem modernen Land mit guter Infrastruktur können Industrie, Unternehmen, Handwerk und Start-Ups aufblühen. Mit einem Investitionsturbo schaffen wir die nötigen Rahmenbedingungen, die junge Unternehmen dringend brauchen. Dazu gehören schnelles Internet, gute Anbindungen, günstige Energiepreise und die gezielte Unterstützung im Übergang von der Forschungsidee bin hin zur Marktreife.

Auch Inkubatoren, Gründungszentren und regionale Innovationscluster, wie wir sie im Landkreis Konstanz haben, spielen eine wichtige Rolle. Start-Ups werden auch von unserem „Made in Germany“-Bonus profitieren: 10 Prozent der Investitionssumme in Geräte und Maschinen sollen unkompliziert über die Steuer zurückerstattet werden.