Grenzenloser Austausch – Studieren in Konstanz und Kreuzlingen

Konstanz und Kreuzlingen: Zwei Städte, die ineinander übergehen, jedoch in zwei unterschiedlichen Ländern liegen. Studierende auf beiden Seiten berichten über ihre Bildungsumgebung und wie sich die drei Hochschulen Uni Konstanz, HTWG und PHTG unterscheiden und was sie verbindet.
Das Bild zeigt Studierende der Universität Konstanz im Gespräch
Campusleben an der Universität Konstanz. Bild: Universität Konstanz

„Studieren, wo andere Urlaub machen“ – ein Slogan, den Studierende der Uni Konstanz und auch der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) kennen. Doch nicht nur in Konstanz kann man studieren, auch in Kreuzlingen gibt es eine Hochschule: Die Pädagogische Hochschule Thurgau (PHTG). Anders als Uni oder HTWG ist die PHTG allein auf Pädagogik ausgerichtet. Obwohl die Lehramtsstudiengänge von der Uni und PHTG vergleichbar sind, sind das Studium, der Alltag und die Hochschulen doch ganz unterschiedlich. Genauso unterschiedlich wie die über 100 Studiengänge der Uni Konstanz und die über 40 Studiengänge der HTWG selbst. 

An der Universität sind derzeit 10.138 Studierende immatrikuliert, während die HTWG im Jahr 2021 insgesamt 4.883 Studierende verzeichnete. Im Vergleich dazu ist die PHTG mit 700 Studierenden deutlich kleiner.

Ein genaues Bild des typischen Studierendenalltags in Konstanz zu zeichnen ist daher kaum möglich. Trotzdem gibt es immer wieder Gemeinsamkeiten, die die drei Hochschulen verbinden, oder Unterschiede, durch die sich die Hochschulen vielleicht auch im übergreifenden Stadtbild ergänzen. Davon berichten drei Studierende aus beiden Städten:

Tamara Rohrer (Foto: Jamie-Lee Merkert), eine engagierte 25-jährige Studentin mit braunem glattem Haar, die an der PHTG Sekundarstufe I mit den Fächern Mathe, Naturwissenschaften und Zeichnen studiert. Immer wieder legt sie den Kopf schief, während ihre Augen glänzen, wenn sie von ihrer Hochschule spricht und mehr über die Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen Deutschland und der Schweiz erfährt.

Ann-Sophie Geiger (Foto: Jamie-Lee Merkert), eine sportliche 21-jährige Studentin mit braunen Haaren, hat sich für das Lehramtsstudium an der Uni entschieden und konzentriert sich dabei auf die Fächer Deutsch und Sport. Sie beschreibt ihr Studium leidenschaftlich und lässt ihren Eifer durch ihr offenes Lachen deutlich erkennen.

Markus König (Foto: Jamie-Lee Merkert), ist ein lässiger 26-jähriger Masterstudent, der sich dem Studium elektrischer Systeme widmet und auch schon seinen Bachelor an der HTWG absolviert hat. Durch die langjährige Studienerfahrung, die er mitbringt, schätzt er die Lage der Hochschulen in Konstanz sachlich ein. Doch selbst seine Ernsthaftigkeit gerät ins Wanken, wenn er von seiner Studienzeit erzählt und vor lauter Lachen seine wippenden Locken kaum zu bändigen sind.

Kleine Gruppen statt volle Säle

Wer an Universitäten denkt, hat oft das Bild von großen und überfüllten Vorlesungssälen im Kopf. Obwohl alle drei Hochschulen solche Hörsäle zur Verfügung haben, finden die meisten Studiengänge tatsächlich in kleineren Seminargruppen statt. „Es gibt zwar große Vorlesungen mit vielen Studierenden, aber normalerweise sind die Klassengrößen auf maximal dreißig Studierende begrenzt“, erzählt Tamara. Da sie zwei Jahre ihres Studiums ohnehin an der Uni Konstanz absolviert, passen die ähnlichen Konzepte der Kursgrößen gut zusammen. Auf der anderen Seite berichtet Ann-Sophie: „Die Vorlesungsgrößen variieren. In Sport waren es anfangs bis zu sechzig Studierende, da es allgemeine Vorlesungen sind, die wir auch mit Sportwissenschaftler:innen teilen. In Deutsch waren die Einführungsveranstaltungen mit über hundert Studierenden belegt. An der Uni unterscheiden sich die Vorlesungs- und Seminargrößen jedoch auch stark zwischen den Studiengängen.“

So bunt wie ihre Studierende ist auch die Uni selbst, auch wenn sie derzeit mehr einer Baustelle als einer Lerninstitution gleicht. Die vielen Gebäude auf dem Campus sind von innen alle miteinander verbunden, wobei das Herzstück die zweistöckige Mensa und die große Bibliothek bilden, die beide ohne Baustelle vom Haupteingang aus zu erreichen sind. 

Genau damit punktet die Uni bei ihren Studierenden: dem vielfältigen Angebot an Essen und Trinken quer verteilt durch die Uni. Die HTWG hingegen schneidet in dieser Hinsicht bei ihren Studierenden weniger positiv ab, berichtet Markus:

„Die Uni-Mensa ist besser. Da gibt es Pizza und insgesamt mehr Auswahl. Die HTWG-Mensa ist sehr überfüllt und für viel zu wenig Studierende ausgelegt. Ansonsten hat sie natürlich eine nicht zu schlagende Lage direkt am Rhein mit der Strandbar gleich nebenan.“

Markus König, Student

Während es für Studierende in Konstanz einfach ist, zwischen den Mensen an der Uni und der HTWG zu wechseln, sieht es an der PHTG ganz anders aus. Ein Pendant zur von Studierenden betriebenen Strandbar oder dem beliebten Biergarten an der Uni hat die Schweizer Hochschule nicht. „Wir können an die Mensa der Pädagogischen Maturitätsschule Kreuzlingen. Ich weiß aber nicht, wie viele das Angebot wirklich nutzen“, sagt Tamara. „Ich gehe entweder in die Migros oder nehme mir selber was mit. Wir haben jetzt auch Mikrowellen in einem unserer Aufenthaltsräume.“ Dass sich Tamara trotzdem an ihrer Hochschule wohlfühlt, merkt man an der Art, wie sie mit viel Begeisterung berichtet. Auch wenn Markus die Lage der HTWG schätzt, ist er im Gegensatz dazu nicht immer so begeistert von seiner Hochschule: „Die neuen Gebäude sind sehr modern, aber es gibt auch Gebäude wie das A-Gebäude, denen man den Zahn der Zeit ansieht.“ 

So sieht die Freizeit­gestaltung aus

Vorlesungen und Seminare sind das eine, aber wie gestalten Studierende ihre Freizeit? Dafür gibt es an der Uni und HTWG viele Möglichkeiten, wie den Hochschulsport oder Hochschulgruppen zu ganz unterschiedlichen Themen. „Wir haben die Lehramtsfachschaft, aber über die verschiedenen Fächer kommen verschiedene Fachschaften zusammen und es werden immer viele Events organisiert“, erzählt Ann-Sophie über die Uni. Die PHTG bietet zusätzliche Wahlfächer wie den Chor und die Möglichkeit, mit seinem Studierendenausweis ein Fitnessstudio oder die Schwimmhalle der Pädagogischen Maturitätsschule zu besuchen.

Dafür ist das soziale Netzwerk an der PHTG wesentlich enger miteinander verknüpft.

„Was ich sehr an der PHTG schätze, ist, dass man an größeren Unis eine Person von vielen ist, und bei uns kennen Dozierende dich und schätzen deine Meinung. Auch wir als Studierendenrat können den Dozierenden so auf Augenhöhe begegnen“,

erzählt Tamara.

Auch was die Arbeit des Studierendenrats angeht, ist die Atmosphäre familiärer. „Wir vom Studierendenrat organisieren Events wie Bowling oder Partys in Konstanz oder in Frauenfeld. Wir sorgen dafür, dass wir in jeder Jahreszeit verschiedene Events haben.“ Veranstaltungen wie diese werden an den Konstanzer Hochschulen meist von den Fachschaften organisiert und sind deshalb nicht immer übergreifend für alle Studierenden offen.

Money, money, money

Ann-Sophie, Tamara und Markus machen ganz unterschiedliche Erfahrungen während des Studiums. Wo sie sich aber alle einig sind: Dass Konstanz mehr zu bieten hat als Kreuzlingen – und das nicht nur in Bezug auf die Preise. Schließlich müssen alle Studierenden stets ein Auge auf ihr Budget haben. Dabei spielen auch verschiedene Nebenjobs, BAföG (nur in Deutschland) und Stipendien eine Rolle. Markus, Tamara und Ann-Sophie arbeiten alle neben ihrem Studium. Durch ihr Studium können Tamara und Ann-Sophie bereits an Schulen arbeiten. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass Tamara schon während ihres Studiums verschiedene Praktika absolviert hat, während Ann-Sophie nach dem Studium erst noch ein Referendariat absolvieren muss. 

Wenn es ums Geld geht, hat Deutschland deutlich die Nase vorn, denn der Studierendenbeitrag könnte zwischen den Hochschulen in Konstanz und Kreuzlingen unterschiedlicher nicht sein: Während Studierende in Konstanz je nach Hochschule um die 180 Euro pro Semester zahlen, kostet ein Semester an der PHTG 750 Franken. 

Sollte das Geld bei den Dreien doch einmal knapp sein, gibt es immer noch die beste Freizeitaktivität auf beiden Seiten der Grenze: den Bodensee. Hier treffen sich Studierende aus verschiedenen Ländern und sozialen Schichten. Denn egal, ob in Kreuzlingen oder Konstanz, am Bodensee vermischen sich die Dialekte und Sprachen auf beiden Seiten – auch wenn an den Hochschulen überwiegend Hochdeutsch gesprochen wird.