Die Jugendvertretung
Die Jugendvertretung besteht aus insgesamt 12 Mitglieder, die jährlich durch sechs Vertreter:innen neu aufgestellt wird. Die Wahlordnung des Jugendrates sieht vor, dass doppelt so viele Bewerbungen wie offene Stellen eingehen müssen. Bisher gab es nur sechs Interessenten, sodass die Bewerbungsphase, die ursprünglich am 23. Januar endete, bis zum 8. Februar verlängert wurde. Bereits gewählte Jugendliche können sich neu aufstellen lassen. Im Vergleich zum letzten Jahr ist das Bewerbungsaufkommen gering: Vergangenes Jahr gingen 37 Bewerbungen ein. Die Stadt Konstanz setzt sich schon seit 1991 für Kinder- und Jugendbeteiligung mit offenen Engagementformaten ein. Antje Albicker-Denkel von der Fachstelle für Kinder- und Jugendbeteiligung setzt sich unter anderen außerdem dafür ein, Jugendliche schon früh für Politik zu begeistern. Ihr Ansatz: Je früher die Jugendlichen merken, dass sie eine Stimme haben und gehört werden, desto höher die Motivation sich einzusetzen.
karla: Youri, was sind die Aufgaben der Jugendvertretung?
Youri: Unsere Aufgaben sind vor allem die Interessen der Jugend zu vertreten. Wir sind ein Gremium für Schüler:innen, Azubis und Studierende. Wir gestalten mit und tun unsere Meinung kund. Wir möchten mitbestimmen, unsere Ideen einbringen und uns ganz klar für neue Plätze einsetzen, die für Jugendliche interessant sind. Wir wussten aber am Anfang gar nicht, was auf uns zukommt. Daher mussten wir erst einmal eine Satzung erstellen. Die besagt unter anderem, dass wir drei Sitzungsplätze haben: im Bildungsausschuss, im Sportausschuss und im Jugendhilfeausschuss.
karla: Wie zeitintensiv ist dein Ehrenamt?
Youri: Es ist schon zeitintensiv. Wir mussten ja erst mal die Satzung aufsetzen. Das hat gedauert. Außerdem treffen wir uns einmal im Monat und dazwischen finden Gemeinderatssitzungen, Ausschüsse und Workshops statt und wir bearbeiten Anfragen. Beim Europakonzil haben wir auch mitgemacht.
karla: Welche Interessen vertretet ihr aktuell?
Youri: Das Wichtigste ist jetzt erstmal, die Jugendvertretung zu etablieren und die Leute zum Mitmachen zu motivieren. Auch in Hinblick auf die Wahl. Wir haben außerdem drei Arbeitsgruppen, die unterschiedliche Themen behandeln. Zum einen die Vernetzung zwischen den Schulen. Da geht’s darum, dass wir die Schulsprecher mal untereinander vernetzen und miteinander in den Austausch gehen. Dann haben wir eine Arbeitsgruppe für Freizeitgestaltung, in der wir uns für Sportplätze einsetzen. Wir wollen Freiräume für Jugendliche schaffen, zum Beispiel auf Klein Venedig. Insgesamt fehlen Sportanlagen und es gibt wenig Raum für Jugendliche generell. Die dritte Gruppe beschäftigt sich mit der Digitalisierung in Schulen.
“Wenn ich auf meinem Surfboard bin, fühle ich mich unabhängig.”
karla: Die Wahl läuft bisher eher schleppend, weil sich so wenige bewerben. Hast du Angst, dass die Jugendvertretung so schnell wieder geht, wie sie kam?
Youri: Eigentlich nicht, weil es immer engagierte Leute gibt. Ich find’s auch gut, dass es jetzt dieses Gremium gibt, das sich nach und nach etabliert. Aber man muss einfach damit rechnen, dass der Anfang schwer ist. Wir haben bisher die Grundstruktur aufgebaut und jetzt beginnt die richtige Arbeit: nämlich die Themen zu vertiefen und im Gemeinderat vorzubringen. Da arbeiten wir auch mit dem Konstanzer Schülerparlament (KSP) zusammen.
karla: Habt ihr ein Budget über den Konstanzer Haushalt hinaus?
Youri: Ja, uns stehen 2.500 Euro pro Jahr zur Verfügung. Damit können wir Fahrtkosten oder Seminare bezahlen. Wenn wir in Ausschüssen sind, bekommen wir auch eine Entschädigung in Form einer Ehrenamtspauschale.
karla: Habt ihr die 2.500 Euro letztes Jahr komplett ausgeschöpft?
Youri: Ne, das ist noch ein bisschen kompliziert mit dem Haushalt. Der neue beginnt erst im März und auf den alten konnten wir noch nicht zugreifen, weil es sehr kompliziert war, einen Ansprechpartner zu finden. Da mussten wir uns an den Kämmerer wenden, der hat uns weitergeleitet zur Sparkasse und die wollten eine ganze Menge Unterlagen von uns. Das ging ein bisschen länger, aber jetzt haben wir ein Konto.
karla: Werden eure Wünsche von der Stadt gehört und umgesetzt?
Youri: Ich glaube schon, dass es wahrgenommen wird und die Gemeinderäte uns auch zuhören. Wir hatten letztens ein Treffen mit dem Oberbürgermeister Uli Burchardt, da konnten wir unsere Wünsche auch konkret besprechen. Ich hatte den Eindruck, dass er uns zugehört hat und sich dafür einsetzen möchte. Wenn er es nicht tut, machen wir Druck.
karla: Was gefällt dir an der Arbeit in der Jugendvertretung?
Youri: Es ist eine vielfältige Aufgabe. Man lernt neue Leute kennen, es bilden sich Freundschaften, es ist eine gute Arbeitsatmosphäre. Und man lernt extrem viel über Politik und Kommunalpolitik, darüber, was wie abläuft, und es macht einfach Spaß, sich für etwas einzusetzen. Es gibt einen Sinn dahinter, ich mach das nicht, weil es dann in meinem Zeugnis steht. Ich möchte etwas bewirken in Konstanz. Deshalb ist es so wichtig, dass wir jetzt eine Möglichkeit dafür haben.
karla: Was muss passieren, damit mehr Jugendliche Lust auf dieses Ehrenamt bekommen?
Youri: Ich glaube vor allem Aufklärung, auch in den Schulen. Bei manchen ist die Jugendvertretung gar nicht bekannt, bei anderen schon. Es wäre sicher sinnvoll, mal eine Stunde im Gemeinschaftskundeunterricht zu machen. Das fehlt den Leuten. Die wissen nicht, was das überhaupt ist und was wir machen. Sie wissen nicht, ob und wie sie sich einbringen können, und fragen sich, ob das überhaupt etwas bringt.
karla: Interessiert sich die Jugend einfach nicht mehr für Politik?
Youri: Teilweise ja. Vor Corona waren viele aktiv bei Fridays for Future und haben großes politisches Interesse gezeigt. Durch Corona ist das ein bisschen verloren gegangen. Ich habe den Eindruck, dass sich viele nicht mehr einschränken lassen und die ganzen Regeln nicht hören wollen. Generell gibt es auch einfach eine politische Überforderung mit den ganzen Krisen.
karla: Was wünschst du dir für die Wahl?
Youri: Dass sich jetzt noch ein paar Leute aufraffen. Viele interessieren sich dafür und können sich nicht so richtig entscheiden. Diese Leute sollen jetzt eine Entscheidung treffen und sich für die Stadt Konstanz engagieren und der Jugend eine starke Stimme geben.
karla: Vielen Dank für das Gespräch!
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