Gleich nach dem Studium der Geschichte, Philosophie und Deutsch in Konstanz hat David Bruder den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Wo andere eine feste Anstellung anstreben, ergaben sich bei ihm sofort Projekte auf freiberuflicher Basis, die ihn begeisterten. So lief es von einem zum nächsten immer weiter, wie er sagt. Dabei konnte er seine vielseitigen Interessen einbringen und Schwerpunkte entwickeln.
David Bruder verwirklicht seit einem Jahr als Leiter des Museums Rosenegg in Kreuzlingen seine angekündigten Visionen von einem vielseitigen Kunst- und Kulturort. Man spürt, er ist mit seinem vielseitigen Repertoire an Wissen, Erfahrungen, Leidenschaft und Können am richtigen Platz angekommen.
„Kunst hat mich schon immer begeistert. Deswegen passt das Museum Rosenegg auch so gut zu mir. Es ist eine Fortführung meines ‚Gemischtwarenladens’, aber unter anderen Voraussetzungen.“
David Bruder
Was er mit Gemischtwarenladen meint, wird deutlich, wenn man eine Übersicht über die vielen Publikationen gewinnt, die er entweder lektoriert oder selbst verfasst hat. Auch seine Fähigkeiten als Cicerone – so bezeichnet er sich, unter anderem, selbst, der Fremdenführer par excellence, der mehr kann, als nur geschichtliche Fakten runterzurattern – bringt er innerhalb des Angebots des grenzüberschreitenden Kulturspaziergangs ein.
Seinen Schatz an vielseitigen Projekten nutzt er, um die Ausstellungen und das Kulturangebot im Museum Rosenegg zu gestalten. Ihm ist es wichtig, Themen zu priorisieren, die die Bevölkerung interessieren. „Kreuzlingen hat eine sehr interessante Stadtgeschichte. Aus kleinen Dörfern ist sie zusammengewachsen und hat auch eine spannende Industriegeschichte. Es ist eine sehr junge, heterogene Stadt, hat aber trotzdem auch alte Wurzeln. In unserer Ausstellung Stadtlabor -– sammeln, mitmachen, ausstellen, wird man auch immer wieder neue Geschichten und Anknüpfungspunkte erzählen können. Das vom Kanton Thurgau geförderte, partizipative Transformationsprojekt soll das Museum zu einem Ort in Kreuzlingen machen, der solche Themen immer wieder verhandelt.”
„Man muss sich fragen, will man beliebige Ausstellungen zeigen, oder will man, dass das Museum auch ein Ort der Identifikation wird. Das geschieht vor allem, wenn man relevante Stadtgeschichten findet und zeigt.”
David Bruder
In Konstanz wohnen, in Kreuzlingen arbeiten, das ist Alltag für Bruder. Er liebt die Grenzregion und kennt ihre Geschichten bis in kleinste Details. So war er auch schon 2021 in die Überarbeitung der Ausstellung „Hüben und Drüben” im Museum Rosenegg involviert. Im ehemaligen Luftschutzbunker des 1785 errichteten Palais findet sich nun eine aktualisierte Version dieser Ausstellung, die sich mit der Geschichte zur Grenze beschäftigt. Seit der Corona Pandemie hat diese Thematik für viele Generationen Erinnerungen geweckt und neue Wahrnehmungen bei Jüngeren gebildet.
So zeigt die Ausstellung auch ein besonderes Brettspiel der Künstlerin Chiara Hofmann. Sie entwickelte ein Gesellschaftsspiel mit modifizierten Stäben, so dass der Mindestabstand inmitten der Grenzzäune kein Problem mit sich brachte und trotz der Zäune ein Gefühl von Nähe entstehen konnte. Das und auch die vielen anderen Highlights der multimedialen Ausstellung vermitteln ein Bild der Grenzgeschichte der Doppelstadt – anschaulich und nahbar.
Das vielseitige Arbeiten hat ihm immer gut getan, erzählt David Bruder. Dass er auch weiterhin mit Gruppen arbeiten und verschiedene Führungen anbieten kann, erfüllt ihn. Gemeinsame Kooperationen mit dem Quartierverein und der Jugendmusik Kreuzlingen, wie erst kürzlich anlässlich der Eröffnung der Stadtlabor Ausstellung, sind Veranstaltungen, die ein breites Publikum ansprechen und Menschen zusammenbringen.
„Wir sind auch ein Ort des Empowerments!“
Auch das ist sein Wunsch für die Zukunft. Genauso spornt es ihn an, den schönen Konzertsaal mit Stuckverzierungen des Museums noch bekannter zu machen. Dort finden neben Vorträgen auch regelmäßig Matinees an Sonntagen statt mit ausgewählten Musikern der Klassik.
Auch dieses Portrait ist eine Art Grenzgeschichte und führt auf, wie der Alltag vieler Menschen hierzulande ausschaut und gelebt wird. Ein Hoch auf das Miteinander der Doppelstädte mit einer Grenze im Wind dazwischen.
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