- Der „Länderreport“ von Deutschlandfunk Kultur beleuchtet karla als Modell für neuen Lokaljournalismus in Konstanz.
- Nach finanziellen Schwierigkeiten rettete eine Spende der Deutschen Postcode Lotterie das Projekt.
- karla setzt auf ein diversifiziertes Finanzierungsmodell mit Mitgliedsbeiträgen und Events.
- Bürger:innen können aktiv Themen einbringen und an journalistischen Artikeln mitwirken.
- Ziel: 300 Mitglieder bis Jahresende, langfristig 1.200, um nachhaltigen Journalismus zu sichern.
- karla ergänzt die lokale Medienlandschaft und stärkt demokratische Teilhabe.
Im Deutschlandradio Kultur gibt es die Sendung „Länderreport“. Dabei handelt es sich um eine Hintergrundsendung zu Themen aus den 16 Bundesländern. In der Sendung werden politische, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Ereignisse und Entwicklungen in den Ländern exemplarisch dargestellt. Ebenso werden Themen von gesamtdeutscher Bedeutung am Beispiel eines Bundeslandes dargestellt.
Am 4. Oktober wurde ein Radiobeitrag über karla gesendet, den wir gerne mit euch teilen möchten. Er erklärt ausführlich, was es mit dem „neuen“ karla auf sich hat und warum wir Mitglieder brauchen, um uns nachhaltig zu finanzieren. Deutschlandfunk-Reporter Thomas Wagner begleitet karla von der ersten Stunde an und berichtet immer wieder über die Fortschritte.
- 31. Mai 2022: karla kommt
- 14. März 2023: Kein Blick auf Clicks
- 16. April 2024: karla voerst gerettet
- 8. Oktober 2024: Neuer Lokaljournalismus (gekürzte Fassung des Länderreport-Beitrags)
Nun also ein Hintergrundbeitrag im „Länderreport“. Den ganzen Beitrag (7.25 Minuten) kann man hier hören. Wir haben ihn mithilfe einer Transkriptionssoftware transkribiert1.
Moderation: „Gibt es bei ihm zu Hause noch eine Lokalzeitung? Wenn ja, dann können Sie sich wohl glücklich schätzen. Warum es nur noch so wenige gibt, liegt eigentlich klar auf der Hand. Das klassische Anzeigengeschäft hat einen Einbruch erlebt. Und natürlich Das Internet spielt eine große Rolle. Darunter leidet die Medienvielfalt, aber natürlich letztendlich auch die Demokratie. Bei so viel Fake News in den sozialen Medien Entsprechend groß ist die Aufgabe für neue Lokalmedien am Markt. Und das hat ein Medium versucht, nämlich das Magazin karla in Konstanz vor zwei Jahren. Aber dann ging ihnen das Geld aus. Und nun der Neustart. Thomas Wagner hat nachgefragt, wie es nun funktionieren soll.“
Reporter Thomas Wagner: „In der Konstanzer Altstadt St. Johann, einem früheren Kirchenbau mit großen Rundbogenfenstern und halligen Innenraum sitzt ein Grüppchen bei Bier und Chips zusammen. Das Redaktionsteam und die Fans des lokalen Onlinemagazins karla.“
Stimme Jehona Miftari, ehemalige karla-Community-Managerin: „Für mich war karla auch ein Stück weit Medienvielfalt und ein Korrektiv, also eine Ergänzung zu dem, was es an redaktionellen Angebot bisher gab. Und es war vor allem eine Community, die Menschen zusammengebracht, die vielleicht in ihrem Alltag sonst eher weniger zusammenkommen.“
Reporter Thomas Wagner: „Warum ist das wichtig?“
Stimme Besucher: „Wir haben ein Lokalblatt hier, das ist auch gut und recht. Es gibt aber nur eins hier und es ist manchmal ein bisschen schade, weil man keine andere Perspektiven eröffnet.“
Reporter Thomas Wagner: „Ein bisschen Wehmut schimmert durch, als sich die Anwesenden in dem kleinen Saal an die frühere karla erinnern, jenes lokale Onlinemagazin, das vor gut zwei Jahren erstmals erschien und Ende 2023 das Erscheinen auch schon wieder einstellen musste. Der Grund Es fehlte am notwendigen Geld. Stiftungen, auf die man gehofft hatte, gaben sich finanziell zugeknöpft. Die über 1000 Bezahlabos reichten nicht aus. Dann die Rettung im letzten Augenblick. Die Deutsche Postcode Lotterie, die nach eigenen Angaben 30 Prozent ihrer Einnahmen in gemeinnützige Projekte investiert, überwies für das laufende Jahr 100.000 Euro an karla. Und so stellte sich das Team dann auch neu auf.“
Stimme Pauline Tillmann, Geschäftsführerin: „Wir sind hier quasi die aktuelle Mannschaft von Karla und wir machen ganz viele verschiedene Sachen.“
Reporter Thomas Wagner: „Zum Beispiel die Journalistin Pauline Tillmann ist die neue Geschäftsführerin. Sie stellt sich das Konzept wie folgt vor. So um die drei Hintergrundartikel über Themen aus Konstanz werden pro Woche veröffentlicht. Hinzu kommen spezielle Newsletter zu Spartenthemen wie beispielsweise Familie und Migration22. Ganz wichtig aber karla sucht die direkte Begegnung mit den Konstanzerinnen und Konstanzern.“
Stimme Sophie Tichonenko, Leiterin Bürger:innen-Redaktion: „Meine Hauptaufgabe ist karla im Quartier. Und da verbindet sich Teilhabe mit Journalismus.“
Reporter Thomas Wagner: „So Sophie Tichonenko vom neuen dreiköpfigen karla-Team.“
Stimme Sophie Tichonenko: „Ich habe eine offene Sprechstunde, wo Menschen hinkommen können mit ihrem Thema. Und dann begleite ich sie darin, journalistische Inhalte daraus zu entwickeln und Artikel zu schreiben zum Beispiel. Ich bin in verschiedenen Quartieren in Konstanz.“
Reporter Thomas Wagner: „Mal kommen mehr, mal weniger Interessenten. Insgesamt funktioniere, so Sophie Tichonenko, das auf die Menschen zugehen an…“
Stimme Sophie Tichonenko: „… sich ganz gut. Überraschend war, das in den jeweiligen Stadtteilen nicht nur Leute aus dem Stadtteil kamen, sondern einfach Leute, die zu dem Zeitpunkt eine Idee hatten und gesagt haben Ich gerade ans andere Ende der Stadt kommen, in die Sprechstunde und möchten Artikel zu meinem Thema schreiben.“
Stimme Sophie Tichonenko: „… sich ganz gut. Überraschend war, das in den jeweiligen Stadtteilen nicht nur Leute aus dem Stadtteil kamen, sondern einfach Leute, die zu dem Zeitpunkt eine Idee hatten und gesagt haben Ich gerade ans andere Ende der Stadt kommen, in die Sprechstunde und möchten Artikel zu meinem Thema schreiben.“
Reporter Thomas Wagner: „Auch Bürgerinnen und Bürger sind demnach aufgerufen, hier mitzuschreiben zu allen Themen, die sie bewegen.“
Stimme Sophie Tichonenko: „Ein Artikel war von einer Bürgerin, die was zu einer Kooperationsveranstaltung machen wollte, vom Theater und der Uni zum Thema Unsichtbare Eltern beziehungsweise Sternenkinder und Sterneneltern.“
Stimme Pauline Tillmann: „Dazu sollen die sozialen Netzwerke gezielter und verstärkt bespielt werden…“
Reporter Thomas Wagner: „.. so Pauline Tillmann in ihrer Präsentation.“
Stimme Pauline Tillmann: „Wir machen Instagram weiter und steuern mit vollem Karacho auf die 4.000 Follower zu. Da freuen wir uns sehr… du darfst gerne noch dazukommen. Wir haben hier noch einen Platz.“
Reporter Thomas Wagner: „Immer wieder finden an diesem Abend karla-Interessierte den Weg in St. Johann. Kein Zufall.“
Stimme Pauline Tillmann: „Heute haben wir unsere Mitglieder-Kampagne gestartet und unser Ziel ist, bis Ende des Jahres 300 Mitglieder zu gewinnen…“
Reporter Thomas Wagner: „… erklärt Pauline Tillmann. Aus den Abonnenten von einst werden Mitglieder. Das bindet die Fangemeinde stärker an das Magazin, und für den fälligen Mitgliedsbeitrag von 10 Euro pro Monat erhalten die Mitglieder nicht nur Zugang zu Exklusivbeiträgen. Sie werden zudem zu Veranstaltungen und Gesprächsrunden eingeladen. Damit wird aus dem Onlinemagazin eine Art Großfamilie mit monatlichem Solidarbeitrag. Und der soll zukünftig eine stabile Säule in der Finanzierung bilden.“
Stimme Pauline Tillmann: „Das Wichtigste für ein unabhängiges Medienprojekt ist aus meiner Sicht, dass man diversifiziertes Geschäftsmodell aufweist, also dass man zumindest drei, besser, vielleicht sogar vier oder fünf Standbeine hat, mit denen man variieren kann.“
Reporter Thomas Wagner: „Aus der Pleite im vergangenen Jahr habe man, bekräftigt Chefin Pauline Tillmann, gelernt.“
Stimme Pauline Tillmann: „Dass man sich nicht nur auf eine Sache verlässt, zum Beispiel auf Stiftungsfinanzierung oder nur auf Mitglieder. Oder nur auf Spenden oder nur auf Werbung. Sondern dass man mehrere Einnahmequellen hat.“
Reporter Thomas Wagner: „Aus 300 Mitgliedern bis Ende des Jahres sollen es in zwei Jahren 1.200 werden, die jeden Monat für Lokaljournalismus plus Events und Gemeinschaftsgefühl zahlen.“
Stimme Winfried Kropp: „Ich glaube, man sollte karla als Ergänzung sehen, die die Medienlandschaft in Bewegung bringen kann.“
Reporter Thomas Wagner: „Winfried Kropp ist einer der Mitglieder, die schon im vergangenen Jahr für karla gezahlt haben und jetzt wieder dabei sind. Das Land brauche mediale Vielfalt, auch für den Erhalt der Demokratie.“
Stimme Winfried Kropp: „Journalismus insgesamt vor große Herausforderungen. Ich sage jetzt einfach paar Stichworte: Wir habe immer mehr Regierungs-PR, wir haben immer mehr Rathaus-PR, wir habe immer mehr Versuche mit Desinformation – sei es nun aus dem Ausland – sei es nun aus dem rechtsextremistischen Spektrum. Von daher sind Initiative, die einen neuen, anderen Journalismus voranbringen wollen, die mit neue Formen experimentieren, wichtig.“
Reporter Thomas Wagner: „karla will im Wettbewerb mit den Tageszeitungen versuchen, mehr Recherchezeit zu investieren.“
Stimme Michael Lünstroth: „Es gab eine Geschichte, die wir gemeinsam mit CORRECTIV.Lokal recherchiert haben. Da ging es um die Gelder, die bei Strafverfahren verhängt werden, wenn Verfahren auf Bewährung oder gegen Geldauflagen eingestellt wurden. Was passiert mit dem Geld? Und da haben wir recherchiert, an welche Vereine das vor Ort ging und ob es möglicherweise Kontakte zu den Richtern gab, die diese Gelder besprochen haben.“
Reporter Thomas Wagner: „Michael Lünstroth – karla-Mann der ersten Stunde – hat das Onlinemagazin seinerzeit mitbegründet und arbeitet nun als freier Autor weiterhin mit ganz bewusst in Konstanz, einer 86.000-Einwohner-Stadt3, in der mit dem Südkurier nur eine einzige regionale Tageszeitung erscheint. Deswegen, glaubt Lünstroth, droht auch fest daran…“
Stimme Michael Lünstroth: „.. dass es so was wie braucht in Konstanz, dass es die Nachfrage dazu auf jeden Fall gibt. Einen Wunsch nach einem ergänzenden Medium, das auch tiefer bohrt und in die Geschichten tiefer rein guckt und auch aus verschiedenen Blickwinkeln.“
Reporter Thomas Wagner: „Ob die Leserinnen und Leser in Konstanz diese Notwendigkeit auch sehen, zeigt sich in den nächsten Monaten. Nur mit genügend Mitgliedern, die zahlen wollen für lokale Hintergrundinformationen über ihre Heimat wird karla eine Zukunft haben.“
- Die Transkriptionssoftware, die wir in der Redaktion nutzen, heißt „trint“. ↩︎
- Wir haben einen Familien-Newsletter, der alle zwei Wochen erscheint und einen Redaktions-Newsletter. Einen Migrationsnewsletter haben wir nicht, aber wir übersetzen unsere Artikel regelmäßig mithilfe von KI in andere Sprachen (Englisch, Ukrainisch). ↩︎
- Unserer Kenntnis zufolge leben gut 87.000 Menschen in Konstanz (Stand: 2024). ↩︎
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