Als Vera Hemm noch ins Ellenrieder-Gymnasium ging, stand unter ihren Deutsch-Aufsätzen oft „unbeholfen“. Jene höhere Töchterschule, die man im Volksmund nur abschätzig den „Affenkasten“ nannte, weil hier hauptsächlich die Vornehmen, die Lehrer, die Geschäftsleute, die Buchhändler ihre Töchter hinschickten. „Da waren kaum Arbeiterkinder in der Klasse.“ Eben solche wie sie, Tochter eines Schneiders und einer Näherin. Trotzdem machte sie genau dort 1955 ihr Abitur.
Heute, mit 87 Jahren, schreibt sie gerade an einer Dokumentation für das Stadtarchiv. Nach „Im Zeichen der roten Nelke“, einer fünfhundert Seiten starken Biografie über ihre Mutter und ihre Kindheit, nach „Brot und Rosen“, in dem all ihre Sketche, Lieder und Kabarett-Texte vereinigt sind, sitzt sie nun an ihren Erinnerungen über die Zeit als Stadträtin der Linken von 2005 bis 2014. „Meine ganze Wohnung steht noch voll mit den Gemeinderat-Ordnern. Im Moment bin ich im Jahr 2006 angekommen.“
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