Noch nie hat sich eine Gesellschaft so krass für Diversität interessiert, wie in den letzten Jahren. Spätestens seit 2020 stellt sich gefühlt jedes Unternehmen, jede Stadtverwaltung, jede Hochschule darauf ein, diverser zu werden, um sich dem neuen Zeitgeist anzupassen. Die Leute wollen wissen, wie und wo sie das Gendersternchen verwenden sollen, wie rassistisch sie wirklich sind (am besten in Prozent) und wie sie sich äußern können, ohne von politisierten Teenagern in sozialen Medien angepöbelt zu werden. Andere sehen Diversity als Ansichtssache, argumentieren aus dem Bauch heraus und halten das ganze Thema eher für optional. Diversity – ein Generationenkonflikt?
Mein Senf dazu: Der Fehler früherer vorhergehenden Generationen liegt vor allem darin, dass sie sich den Moonwalk gegenseitig lieber vorwärts als rückwärts beigebracht hätten. Vorwärts wäre besser gewesen, denn dann hätten sie gemerkt, dass marginalisierte Communities nicht erst gestern auf das Thema gekommen sind. Was sich aber geändert hat, nicht zuletzt durch die Mainstreamisierung politischer Bewegungen, ist, dass sich Gesellschaften gezwungen sehen zuzuhören. Das ist einerseits toll, andererseits ein Trugschluss, denn sie tun es nicht unbedingt, um sich zu diversifizieren, sondern vor allem, weil der Druck immens gestiegen ist.
Guter Journalismus ist wertvoll
Deswegen ist karla werbefrei und gemeinnützig – aber nicht gratis: karla ist die nachhaltige Alternative im Lokalen.
Mit deinem Abo unterstützt du karla bei ausführlichen Recherchen, spannenden Geschichten und treffenden Kolumnen rund um Konstanz.