Die Grafik zeigt ein Festival-Konzert.

Studi-Festival war gestern

Die Festivalbranche kämpft gegen die Auswirkungen von multiplen Krisen – was sich zuletzt in immensen Preiserhöhungen niederschlug. Das zeigt sich auch beim Campus Festival. Wie hat sich die Veranstaltung entwickelt?

Also, wie es sich für Festivals gehört, eiern wir nicht lange rum, sondern stürzen uns direkt rein und adressieren den Elefanten im Raum: Die Kartenpreise des Campus Festivals haben sich noch einmal ordentlich erhöht. Von zuletzt 89,90 auf 139,90 Euro für Ermäßigte und von 109,90 auf 169,90 Euro für alle anderen. Ein derartiger Anstieg (speziell im Vergleich mit den Preisen des vergangenen Jahres von 59,90 beziehungsweise 69,90 Euro) klingt, bitte verzeihe mir die Wortwahl, erstmal krass. Keine Frage. Oder eben doch eine Frage! Denn was steckt hinter dem Preisanstieg? Und wie hat sich das Festival, das 2015 als charmant studentische Festivalutopie startete und im vergangenen Jahr über 20.0000 Besucher:innen ins Bodenseestadion lockte, in den vergangenen Jahren entwickelt? Und was erzählt uns das über die Branche im Allgemeinen?

Deutliche Preiserhöhungen

In Sachen Kartenpreise müssen wir dieser Angelegenheit noch vor dem wirklichen Startschuss den Wind aus den Segeln nehmen: Denn speziell für Studierende lag der Preis für ein gutes Dreivierteljahr bei 89,90 Euro, was eine moderate Preiserhöhung von 30 Euro gegenüber dem Vorjahr darstellt. Nur die Spontanen und Unentschlossenen müssen dieser Tage in den wirklich sauren Apfel beißen. Aber das war schon immer so.  

Auf der Suche nach weiteren Antworten haben wir mit Festivalgründer Xhavit Hyseni gesprochen, der das Festival aus den Uniparkplatz-Kinderschuhen heraus bis zum legitimen Nachfolger von Rock am See begleitete. Und eins können wir schon vorab sagen: Hyseni hat sich unseren Fragen und dem Austausch offen und schonungslos gestellt. „Wir sind keineswegs begeistert, inzwischen diesen Ticketpreis aufrufen zu müssen. Leider betreffen aber Inflation und Rohstoffengpässe auch sämtliche Branchen und Menschen hinter den Kulissen, sodass sich der Finanzierungsaufwand der Veranstaltung in Relation zum letzten Jahr drastisch erhöht hat“, erklärt Hyseni auf unsere Nachfrage.

„Zu Vorverkaufsbeginn war klar, dass der 2022 veranschlagte Preis in diesem Jahr nicht zu halten sein wird. Allerdings hätten auch wir nicht für möglich gehalten, dass nicht nur Preis- und Lohnsteigerungen bei unseren Dienstleistern in solch kurzer Zeit derart gravierend zu Buche schlagen, sondern sich auch das Bodenseestadion als Veranstaltungsort in puncto Infrastruktur noch weiter verschlechtert.“

Xhavit Hyseni

Blicken wir auf die Festivalgiganten der Region, dann zeigt sich schnell, dass das Campus Festival in Sachen Erhöhung nicht alleine dasteht. Die Eintrittspreise sind im vergangenen Jahrzehnt regelrecht explodiert: Das Southside Festival kostet in der aktuellen Preisstufe 259 Euro, das Openair Frauenfeld aktuell 359 Franken. Tut mir leid, ich muss nochmal in die angestaubte Kiste der Kraftausdrücke greifen: Krass!

Ab wann sind Festivals zu exklusiv?

Die Frage, die wir uns stellen müssen: Ab wann sind Festivals, die zumindest in den letzten beiden Jahrzehnten so brachial boomten und zu einer zentralen Ausdrucksform von verschiedenen Generationen reiften, exklusiv und ausschließend? Preise von mehreren hundert Euro für ein Wochenende sind für viele junge Menschen schlicht und einfach nicht zu bezahlen. Klar, wer ausverkauft ist, hat recht. Aber Festivals sind in dieser Form nur für ein ganz bestimmtes Klientel von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bezahlbar. Müssen wir uns als Gesellschaft nicht fragen: Sieht so eine fair gestaltete Jugendkultur aus?

Die Antwort ist eindeutig: Nein! Und das war leider schon immer so – auch wenn sich die Situation in den vergangenen Jahren drastisch verändert hat. Speziell die großen Mainstreamfestivals waren nie eine besonders diverse Angelegenheit, was nicht zuletzt an extrem einseitig gebuchten, Männer-lastigen Lineups lag, die die Festivalbranche nur in holprigen Minischritten hinter sich lässt. Erst durch den anhaltenden Boom von Hip-Hop schafften es auch migrantische Künstler:innen auf die Festivals. Wichtig: Gerade im Vergleich mit den oben genannten Riesen ist das Campus Festival in Sachen Diversität schon einige Schritte weiter und setzt gerade im Lineup-Mittelfeld auf vielfältige und vielversprechende weibliche Soloacts und zahlreiche Bands mit weiblichen Bandmitgliedern. 

Darüber hinaus waren Festivals wie Rock am Ring oder das Southside eben seit jeher kapitalistische Ausrufezeichen der Eventkultur – mit klar abgesteckten Grenzen. Doch diese Grenzen sind schärfer geworden: Junge Menschen aus weniger privilegierten Verhältnissen mussten früher Monate für einen Festivalbesuch sparen, durch die Preisexplosionen ist ein Festivalbesuch heute praktisch zur Utopie geworden. 

Soli-Ticket als Lösung?

Kurzer Zwischeneinschub: An dieser Stelle muss definitiv das Soli-Ticket des Campus Festivals lobend erwähnt werden. Menschen, die sich das Ticket nicht leisten können, haben die Möglichkeit, sich über die Homepage des Festivals bei den Veranstaltern zu melden, die dafür Platz auf der Gästeliste lassen, und besser situierte Besucher:innen können beim digitalen Ticketkauf ein Soli-Ticket spenden, das dann in den Soli-Pool geworfen wird. Eine gute Sache, die tatsächlich effektiv dabei hilft, Festivals inklusiver zu halten. Im vergangenen Jahr wurde das Soli-Ticket so gut angenommen, dass die Aktion an ihre Grenzen stieß. 

Doch zurück zum heißen Brei. Grund für die immensen Preissteigerungen in der gesamten Branche ist eine Art Clash der Krisen: Die Musik- und Konzertbranche hat die Goldgräbertage längst hinter sich gelassen, die Streamingportale haben den Markt auf den Kopf gestellt und für viele Acts ist das Livegeschäft längst die zentrale Einnahmequelle. Die aufgerufenen Preise wirken sich auch direkt auf die Veranstalter:innen aus, die mit schwitzigen Händen vor einem ganzen Gretchenfragebogen sitzen. Schon vor der Corona-Krise fand ein weit verzahntes Festivalsterben statt, während der Pandemie wurde wohl kaum eine Branche härter getroffen als die Festivals (die durch ihre Größe praktisch keine Chance hatten, die entsprechenden Auflagen zur Pandemiebekämpfung zu erfüllen). 

Obwohl Hyseni betont, dass sein eingespieltes Kernteam während der Pandemie keine Federn lassen musste, hat auch das Campus Festival unter den Nachwirkungen der Pandemie zu kämpfen:

„Allerdings spüren auch wir insbesondere mit Blick auf unsere größten Dienstleister einen enormen Druck in der Branche – von Personalengpässen über gestiegene Transportkosten bis hin zu weiterhin kaum kalkulierbaren Lieferzeiten von Vorprodukten. Dass all diese Nachwirkungen der Pandemie die Produktion einer Großveranstaltung nicht günstiger machen, liegt leider auf der Hand.“

Wirklich euphorisch sei die Stimmung in der Branche gegenwärtig nicht – im Gegenteil. Denn auch, wenn es in diesem Jahr praktisch keine Einschränkungen mehr gibt, befindet sich die Branche weiterhin in einem Überlebenskampf. 

„Ich hätte das Festival auch niemals von der Uni ins Bodenseestadion verlagert“

Mit dem vermeintlichen Ende der Pandemie meldete sich die fortlaufende Energiekrise zu Wort. Wer wie das Campus Festival ein gigantisches Gelände bespielen will, der steht vor einer kostspieligen Mammutaufgabe. Hyseni beschreibt die Kosten wie folgt: „Inzwischen muss von Veranstaltern nicht nur Bodenschutz, Strom und Blitzschutz, sondern auch ein Innenraumzaun in großem Stil eingebracht werden, da der Bestandszaun – ein weiterer, enormer Kostenfaktor – vor kurzem einfach entfernt worden ist. Um ein paar Beispiele in Zahlen zu nennen: für den Bodenschutz müssen wir bis zu 200.000 Euro ausgeben, für Strominfrastruktur ca. 100.000 Euro, der von uns eingerichtete Blitzschutz kosten bei jeder Veranstaltung 25.000 Euro, Kosten für Sicherheit über 300.000 Euro, Personalkosten belaufen sich ebenfalls auf mehrere Hunderttausend Euro. Das alles zusammengenommen zwingt uns, die Preise anzupassen.“

Was bleibt, ist ein Drahtseilakt, die forschende Suche nach der perfekten Mischung aus den richtigen Bands, der passenden Infrastruktur und dem vertretbaren Preis. Eine erbarmungslose Puzzlearbeit vom Feinsten und nicht selten auch ein Lotteriespiel. 

„Ich hätte das Campus Festival auch niemals von der Uni ins Bodenseestadion verlagert“,

betont Hyseni.

Hyseni hat zwar 2019 mit dem ehemaligen Kokon- und Rock Am See-Chef Dieter Bös die Firma KOKON Entertainment gegründet, leitet aber das Campus Festival über weite Teile komplett unabhängig von KOKON. Nachdem bekannt wurde, dass die ursprüngliche Festivalfläche aufgrund von Bebauungsplänen des Landes Baden-Württemberg ab 2020 nicht mehr zur Verfügung steht, blieb den Festivalmacher:innen nichts anderes übrig: „Wir haben gemeinsam mit der Universität händeringend nach einer Ausweichfläche rund um die Uni gesucht, jedoch keine passende Fläche gefunden. Wir standen nun da: entweder gar kein Festival mehr oder Umzug ins Bodenseestadion.“ Eine Art erzwungenes Wachstum, das sich im vergangenen Jahr aber ausgezahlt hat: 2022 feierten wie eingangs erwähnt über 20.000 Besucher:innen im Bodenseestadion. „Dass wir das Stadion bereits beim ersten Mal ausverkaufen, konnte keiner von uns voraussehen. Aber auch das spricht für unser Projekt Campus Festival. Wir waren uns auch von Anfang sicher, dass wir die Größe wie zuletzt auf dem Campus der Uni nicht im Stadion halten können und wollen. Erfahrungsgemäß wird der Wert einer Veranstaltung seitens der Besucher:innen danach bemessen, wie gut eine Veranstaltung besucht ist. Ein Festival mit z. B. 6.000 Besucher:innen in einem Stadion mit einer Kapazität für 25.000 Besucher:innen zu veranstalten macht keinen Sinn.“ 

Das Campus Festival wurde ein wenig von äußeren Umständen absorbiert und beschleunigte auch deshalb nach der Coronazwangspause von null auf hundert. Und hier muss der Fairness halber definitiv unterstrichen werden, dass der im vergangenen Jahr aufgerufene Preis im direkten Vergleich ungewöhnlich niedrig war – was im Umkehrschluss nun allerdings zu einer ungewöhnlich saftigen Erhöhung führt. Eine Zwickmühle, die den Besucher:innen alleine aufgrund der multiplen Gründe nur schwer zu vermitteln ist. 

Kurzfristiger Schauplatzwechsel: In Deutschland ist mit Blick auf die Festivallandschaft, die um die Jahrtausendwende begann, gehörig Fahrt aufzunehmen, seit jeher ein interessanter Trend zu erkennen: Im Vergleich zu der Konkurrenz im Ausland leben die deutschen Festivals (mit der klaren Ausnahme von Rock am Ring) weniger von großen internationalen Namen, die normalerweise ein gehöriges Stück vom Gagenkuchen ab wollen, sondern züchten sich teils über Jahre eine eigene Gruppe an potentiellen deutschen Headlinern heran. Vor diesem Hintergrund markiert das Campus Festival im Übrigen eine Art Spitze des Eisbergs, weil man am Bodensee einen eindeutigen Schwerpunkt auf deutsche und deutschsprachige Acts legt. Das ist selbstverständlich lobenswert und ein Alleinstellungsmerkmal und sorgte auch dafür, dass die Eintrittspreise so lange so human gehalten werden konnten. 

Ein Blick auf das Lineup

Deshalb sollten wir dringend auf das diesjährige Lineup blicken, welches bei der Bewertung der Ticketpreise keinesfalls ausgeblendet werden darf. Schnell wird klar: Das Campus Festival bleibt sich grundsätzlich treu und im konkreten Vergleich zum vergangenen Jahr spielen die gebuchten Acts plusminus in derselben Liga. 2022 wurde das Festival von einem Quintett bestehend aus AnnenMayKantereit, Kraftklub, Juju, Provinz und Faber angeführt, 2023 übernimmt diese Aufgabe ein Fünfergespann aus Marteria, BHZ, Badmómzjay, Schmyt und Von Wegen Lisbeth. Die Marschrichtung wird damit klar vorgegeben und bläst konzentriert in Richtung Deutschrap und deutschem Indie und die Aufschichtungen dazwischen. Hinter den Kapitän:innen reihen sich zahlreiche Newcomer:innen und aufstrebende Acts aus den hiesigen Gefilden ein, wobei sich die Besucher:innen des Campus Festivals hier wirklich seit Gründung auf ein ausgefuchstes Scouting verlassen können. Den Autor dieser Zeilen würde es jedenfalls nicht wundern, wenn aus der Riege Paula Hartmann, Makko, Eli Preiss oder Tym der ein oder die andere in den kommenden Jahren den Sprung zum Star schaffen würde. Es gibt also einiges zu entdecken auf den vier Bühnen des Festivals und das ist gut so! 

Unterm Strich können wir festhalten: Das Campus Festival besitzt im Booking eine prägnante Identität und Xhavit Hyseni und sein Team setzen alles daran, dass dies auf und abseits der Bühnen so bleibt. Auch deshalb beschreibt sich das Campus Festival als Veranstaltung mit DIY-Charakter. Aber was heißt das genau?„Als Veranstaltung, die nicht aufgrund eines mehrjährig angelegten Businessplans auf dem Papier im Jahr 2015 ins Leben gerufen wurde, sondern zunächst ein studentisches Experiment war, hat uns tatkräftiges, ehrenamtliches Engagement von Anfang an geprägt. Bis heute machen mehrere hundert junge Menschen das Campus Festival zu dem, was es am Ende ist: eine Jahr für Jahr einzigartige und im kreativen Sinne bis zuletzt experimentelle Veranstaltung, die sich die Wünsche unserer Gäste zu Herzen nimmt“, sagt Hyseni. Das sieht im konkreten Fall so aus: Im vergangenen Jahr wehte nach dem Festival ordentlich Gegenwind durch die Social Media und viele Besucher:innen beschwerten sich über immense Wartezeiten im Festivalbereich. Die Lösung laut Hyseni: „Wir haben dieses Jahr ein sehr ausgeklügeltes Leitsystem für Besucherströme entwickelt und wollen deshalb noch nicht auf die volle Auslastung gehen. Die Wartezeiten im vergangenen Jahr sind vor allem daraus entstanden, dass das Internet nicht flächendeckend funktioniert hat und dadurch unser bargeldloses Bezahlsystem ins Stocken geraten ist.“

Unabhängig, aber mittellos?

Interessant im Gesamtzusammenhang ist die Tatsache, dass die Campus Festival gemeinnützige GmbH autonom agiert, mit einem divers besetzten Team an Studierenden und Nebenberuflichen das Campus Festival kuratiert und per Definition einen gemeinwohlorientierten Zweck verfolgen muss. Zwar wird das Campus Festival auf der Homepage von Kokon Entertainment als Partnerfestival gelistet, es gibt aber kein wirkliches Schwesternfestival (wie etwa bei den Paarungen Southside und Hurricane oder Rock am Ring und Rock im Park).

„Diese Zusammensetzung bedeutet allerdings auch, dass wir nicht wie viele Festivals einen großen Geldgeber bzw. eine riesige Agentur als Unterstützung haben, die einen Ticketpreis künstlich reduzieren können, zum Beispiel durch Mischkalkulationen mit ihren anderen Events, oder die Geld ‚nachschießen‘.“

Damit gehört das Campus Festival zu einer aussterbenden Art von Veranstaltung. Denn es waren vor allen Dingen die unabhängigen, mittelgroßen Festivals, die in den vergangenen Jahren im Angesicht des Kostendrucks und verschiedenster Auflagen die Segel streichen mussten. 

Was also bleibt bei all diesen Gedanken, Zahlen, Fakten und gefühlten Fakten? Hm, schwierig. Wahrscheinlich sind es Graustufen. Zwischen Schwarz und Weiß. Denn klar, das Campus Festival hat sich verändert. Die charmante 7.000-Menschen-Parkplatz-Jam ist Geschichte. Das ist natürlich schade, aber ein ewig kreisender „Früher war alles besser“-Kanon hilft niemandem weiter. Die immense Nachfrage des vergangenen Jahres zeigt eben auch, dass Konstanz ein großes Festival vertragen kann und die Region gerade auch für junge Menschen (allen voran die Studierenden) immens aufwertet. Deshalb gilt es, das Festival per se zu unterstützen, unbedingt!

Die Frage, wie studentisch das Festival überhaupt noch ist, stellt sich auch in diesem Jahr und wird sich auch zukünftig noch stellen. Die Unterstützung seitens der Studierendenvertretung (StuVe) ist in diesem Jahr erstmals rein ideeller und nicht mehr finanzieller Natur. Andererseits sind laut Hyseni neun von zehn Beteiligten am Festival Studierende. Und: Im Angesicht der multiplen Krisen, die genau die Art Festivals zuletzt einfach schluckte, wird deutlich, dass die Vergrößerung und auch die Preissteigerung unausweichlich waren – wenn auch mit ungünstigem Timing exekutiert. Im Vergleich zur Konkurrenz befinden sich die Kartenpreise sicher im Rahmen. 

Mit Blick auf den Festivaldiskurs im Allgemeinen muss über kurz oder lang aber ein elementares Umdenken in der gesamten Branche sowie in der Gesellschaft stattfinden. Denn wenn eine Festivalkultur nur überleben kann, wenn sie viele Menschen per se wegen Geldmangel ausschließt, dann sind wir irgendwie, irgendwann und irgendwo gehörig falsch abgebogen.

Ich persönlich habe viele Sommer meiner Jugend und viele Sommer meiner journalistischen Laufbahn auf Festivals verbracht. Sie waren, auch wenn ich heute sehr vieles hinterfrage, ein Teil meiner Sozialisation und ich möchte, dass auch nachfolgende Generationen die Erlebnisse machen können, die ich machen durfte. Während der Corona-Krise haben Kinder und Jugendliche besonders gelitten.

Für mich persönlich wäre es eine unaussprechliche Katastrophe gewesen, wenn ich auf einen oder gar zwei komplette Festivalsommer hätte verzichten müssen. Wir sind den Kids etwas schuldig. Ganz klar! Deshalb ist es auch eine Gesellschaftsaufgabe, Festivals inklusiver zu gestalten. Bei den ganz Großen wird das nicht möglich sein, umso wichtiger sind daher Festivals der Größe des Campus Festivals, die gemeinnützig agieren wollen. Das Soli-Ticket zeigt, dass es kreative Lösungsansätze gibt, die funktionieren. In Krisenzeiten, das offenbart auch der Blick auf das Campus Festival, gilt es, sich für kulturelle Institutionen im Allgemeinen, aber vor allem für Einrichtungen, die sich an die Jugend richten, stark zu machen, sie zu fördern und zu pushen, anstatt immer neue Steine auszugraben und sie ihnen in den Weg zu werfen und dabei die Jugendkultur gegen die vermeintliche Hochkultur auszuspielen.